Mozart und kein Ende...

■ Sylvesterkonzert im Bremer Dom / Prima Auftakt des Mozart-Jahrs

Im Moment, zu Beginn des Mozart-Gedenkjahres scheint noch kaum jemand Mozart-übersättigt zu sein: Das traditionelle Sylvesterkonzert im Dom mit Mozart- Werken war ausverkauft. Auf dem Programm standen die große Messe c-moll und vorneweg die Sinfonie Nr.39 Es-Dur.

Den Orchesterteil übernahm die Kammersinfonie Bremen, ein Ensemble aus Studenten und Absolventen umliegender Musikhochschulen, das sich nach mehreren erfolgreichen Konzerten im Dom vor kurzem als Verein organisiert hat. Mit der heiklen Sinfonie hatte sich das Orchester eine schwierige Aufgabe gestellt. Vom Interpretationsansatz her wurde eine eher konventionelle Aufführung geboten; auf historisierende Elemente verzichtet. Zwar hörte man dem Orchester intensive Probenarbeit an. Klangliche Probleme schienen insgesamt gut gelöst (Durchhörbarkeit des Holzbläsersatzes, nicht zu lautes Blech), die Tempi überzeugend gewählt.

Doch im Zusammenspiel gab es einige Probleme. Die ersten Violinen hatten die fatale Tendenz, davonzulaufen, vor allem im Menuett (Thema!) und im Finale. Hier hatte Wolfgang Helbich das Orchester leider nicht immer in der Hand.

Die c-moll-Messe ist uns unvollständig überliefert. Teile des „Credo“, das ganze „Agnus Dei“ und Chorstimmen des „Sanctus“ fehlen. Doch auch in dieser fragmentarischen Form steht die Messe als geschlossenes Ganzes da. Diesen Eindruck hinterließ auch die Bremer Aufführung. Die kurzfristig eingesprungenen SolistInnen paßten ausgesprochen gut zusammen. Maria Karb-Bienefelt (Sopran) und Ingeborg Most (Mezzosopran) sangen beide mit einem schnellen, jedoch nicht übermäßig aufdringlichen Vibrato. Das Timbre war eher kräftig, bei der Sopranistin beinahe metallisch. So wurden die Kontraste zwischen den eher dunklen, vollen Chorpartien und den hellen Soloteilen wirkungsvoll unterstrichen.

Der Domchor stellte einmal mehr seine großen Fähigkeiten unter Beweis. Besonders eindrucksvoll gerieten „Sanctus“ und „Osanna“. Dies ist auch auf die geschickten Ergänzungen im Chorsatz zurückzuführen, die Wolfgang Helbich extra für diese Aufführung eingerichtet hatte. Schade war nur, daß die Knallerei manche besonders schöne Stelle rüde störte (etwa nach dem erstaunlichen plötzlichen Leise- werden im „Qui tollis“). Insgesamt bildete die c-moll-Messe einen festlichen Ausklang des alten Jahres und glanzvollen Auftakt der Bremer Beiträge zum Mozart- Jahr. Gunnar Cohrs