Islamisches Recht im Sudan

■ Ab sofort wird im Nordsudan die Scharia angewendet/ Südsudan soll eigenes Rechtssystem ausarbeiten

Khartum (afp) — Der sudanesische Militärmachthaber General Omar el Beschir hat am Montag die „sofortige Anwendung“ des islamischen Rechts „Scharia“ im Norden des Landes angekündigt. In einer Ansprache zum Jahrestag der Unabhängigkeit Sudans erklärte Beschir, der Süden des Landes, in dem die Moslems nur eine Minderheit stellen, habe das Recht, Gesetze auszuwählen, die seiner Situation entsprächen. Bis dies geschehen sei, solle im Süden das bisher geltende Rechtssystem in Kraft bleiben.

Im Südsudan kämpft die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA) von John Garang gegen die Regierung und insbesondere gegen die Islamisierung des Landes. Eine von der Regierung einberufene „Konferenz für den nationalen Dialog“ hatte im Herbst 1989 das politische System des Landes festgelegt und dabei den einzelnen Provinzen weitgehende Rechte eingeräumt, um den regionalen Unterschieden im Land gerecht zu werden. Nach diesen Beschlüssen hat jede Provinz das Recht, von der Zentralregierung beschlossene Gesetze mit religiösem Charakter abzulehnen. Das islamische Recht Scharia war 1983 von Präsident Jaafar el Numeiri für das ganze Land eingeführt worden. Nach Numeiris Sturz war diese Maßnahme rückgängig gemacht worden.

Beschir, der 1989 durch einen Putsch an die Macht gekommen war, erklärte am Montag, die Wiedereinführung der Scharia geschehe in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes und des Volkes. Die Regierung Beschir hatte in den vergangenen Monaten bereits zahlreiche sudanesische Gesetze an das islamische Recht angepaßt. Die Scharia sieht in manchen Fällen drakonische Bestrafungen wie etwa die Amputation von Gliedmaßen vor.