Reisepläne vor Ablauf des Ultimatums

■ Spekulationen um Golfmission Bakers/ Doch noch Besuch in Bagdad?/ EG berät am Freitag über diplomatische Lösung/ Luxemburgs Außenminister sitzt schon auf gepackten Koffern

Washington/Luxemburg (dpa) — Zwei Wochen vor dem Ablauf des UNO-Ultimatums gegenüber dem Irak ist in Washington und den westeuropäischen Hauptstädten dramatisch von „Missionen in letzter Minute“ und „letzten Friedensinitiativen“ die Rede. So will US-Präsident George Bush seinen Außenminister James Baker offenbar nochmals nach Saudi-Arabien und vermutlich in zwei weitere arabischen Staaten schicken, um die Lage am Golf auszuloten. In Washingtoner Regierungskreisen hieß es am Montag, Baker werde zwischen dem 3. und 15.Januar in die Region reisen. Im übrigen gebe es Spekulationen darüber, daß Baker doch noch in Bagdad Gespräche mit dem irakischen Staatschef Saddam Hussein führen wird, falls er eingeladen werde, sagte ein nicht namentlich genanntes Regierungsmitglied. Die von Bush vorgeschlagenen Direktgespräche zwischen Bagdad und Washington scheiterten bislang an den Terminvorstellungen beider Seiten.

Auch die Europäische Gemeinschaft signalisierte ihre grundsätzliche Bereitschaft zu einer diplomatischen Initiative in Bagdad noch vor dem 15. Januar. Der Außenminister Luxemburgs, Jacques Poos, hält es nach Angaben aus Regierungskreisen für eine „realistische Perspektive“, daß sich die EG-Außenminister bei ihrem Sondertreffen am Freitag in Luxemburg dafür entscheiden, ihn zu Friedensgesprächen in die irakische Hauptstadt zu entsenden. Luxemburg übernimmt zum Jahresbeginn von Italien die EG-Präsidentschaft. Eine EG-Mission nach Bagdad wird auch als Alternative gesehen, falls die irakisch-amerikanischen Direktgespräche endgültig scheitern sollten.

Ein Mitarbeiter des Weißen Hauses bezeichnete solche Gespräche gegenüber der 'New York Times‘ als „hilfreich“. „Unsere Position ist: Keine Verhandlungen. Aber alles, was eine friedliche Lösung erleichtern kann, ist willkommen“, erklärte der Beamte sibyllinisch und fügte hinzu, die EG-Länder hätten versichert, mögliche Verhandlungen mit der irakischen Führung würden auf Grundlage der von der UNO unterstützten Haltung der USA stattfinden. Der irakische Botschafter in den USA, Mohammed Sadik el Maschat, wertete die EG-Initiavtive anders: „Es wird höchste Zeit, daß die Europäer ihre eigene Politik formulieren und sich nicht der amerikanischen Politik unterwerfen“, erklärte der Diplomat. In der Region selbst gehen die Kriegsvorbereitungen unterdessen weiter. Bereits am Freitag entsandten die USA zwei weitere Flugzeugträger in Richtung Golf. Im Irak forderte die Wehrbehörde nach Angaben der US-Fernsehgesellschaft CNN alle 17jährigen Männer auf, sich zwischen dem 2. und 10. Januar zum Dienst in der Armee zu melden. Wer sich weigere, werde bestraft, hieß es. In Bagdad fand überdies am vergangenen Wochenende eine großangelegte Evakuierungsübung für die vier Millionen Einwohner statt.

In der Türkei wurden Presseberichten zufolge Dörfer nahe der Grenze zum Irak evakuiert und patriotische Fernsehprogramme vorbereitet. Der Iran kündigte für Januar den Beginn von Militärmanövern in den Gebieten entlang der Grenze zum Irak an.