Skinheadüberfälle im Raum Göttingen

Göttingen (taz) — In der Silvesternacht ist in Rosdorf bei Göttingen ein junger Bundeswehrsoldat erstochen worden. Nach Angaben, die der einzige Tatzeuge gegenüber der Polizei machte, haben zwei maskierte, mit Bomberjacken und Springerstiefeln bekleidete Jugendliche den 21jährigen kurz nach Mitternacht mit Messern angegriffen und niedergestochen. Der Soldat erlag in der Göttinger Universitätsklinik seinen Bauchverletzungen.

Über mögliche politische Hintergründe der Tat gab es gestern noch keine gesicherten Informationen. Nach der Vernehmung des Augenzeugen wollte die Kriminalpolizei zunächst nicht ausschließen, daß die Angreifer aus rechtsextremistischen Zusammenhängen kommen könnten. Diese Version scheint nicht völlig abwegig, denn die Gemeinde Rosdorf gilt seit einigen Jahren als Tummelplatz und Rekrutierungsfeld der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiter-Partei“ (FAP) und anderer neonazistischer Organisationen. Zudem war es in dem Dorf bereits am frühen Abend zu einer Schlägerei gekommen, in die rund 20 Rechtsextremisten verwickelt waren.

In Adelebsen, ebenfalls im Landkreis Göttingen, schlugen fünf bis sechs Männer zur gleichen Zeit zwei Passanten zusammen. Einer der Angegriffenen erlitt eine Schädelfraktur, der andere mußte mit zertrümmertem Unterkiefer ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nur zwei Stunden später überfiel eine andere Gruppe von Skinheads im Stadtgebiet von Göttingen einen Spaziergänger und verletzte ihn durch einen Messerstich in den Bauch. Alle Täter sind flüchtig. Im Fall des getöteten Soldaten ermittelt die Mordkommission. r.p