Der populäre Konzertführer: Winterschlaf auch für die Ohren

■ In Bremer Konzertsälen gibt es im Januar nur wenig zu hören

Für Bremer Konzertgänger kommt das Jahr nur langsam in Gang und die Stadtmagazine müssen auf Wilhelmshaven oder Märschendorf zurückgreifen, um ihre Rubriken zu füllen. Wer seinen Rock heavy und teutonisch mag, muß etwa am 4.1. nach Oldenburg pilgern, wo in der Weser-Ems-Halle „Deutschlands erfolgreichster Rock-Exportartikel aller Zeiten“, die Scorpions aus Hannover, nahe am heimischen Herd ihr 20jähriges Bandbestehen feiert. Eine andere angegraute deutsche Erfolgsband tritt in Sebaldsbrück auf, aber alle unglücklichen BAP-Fans, die sich nicht schon vor Monaten ihre Tickets besorgt haben, können getrost zuhause bleiben: das Konzert am 22.1. im Aladin ist schon lange ausverkauft.

Zwei Tage vorher musiziert dort übrigens das Trashmetaltrio “Sodom“, das aus Klangeskünstlern mit den schönen Namen Angelripper, Witchhunter und Backfire besteht, die dem Spitznamen der Spielstätte „Aladrön“ sicher alle Ehre machen werden.

Gediegene Popmusik aus Norwegen ist am 15. 1. im Modernes bei „Dance with a Stranger“ zu hören, und die ganz Harten können sich am 29.1. in der Stadthalle Matthias Reim zu Gemüte führen, obwohl sein „Mensch, ich lieb dich..." schon bis zum Erbrechen aus dem Radio gedröhnt ist.

Von Daryl Rice hat man dagegen nicht so schnell die Ohren voll, und deswegen ist es eine schöne Überraschung, daß die schwarze Sängerin nach ihrem umjubelten Auftritt beim „Women in (E)motion"-Festival jetzt gleich eine ganze Woche lang vom 18.-23. 1. in der Schauburg und am 24. im KITO mit ihrer großartigen Stimme und dem riesigen Repertoire aus Jazz, Blues, Soul, Gospel und Pop zu hören sein wird.

Für Jazzfans ist der Monat auch sonst nicht ganz so duster: im KITO tritt am 18. 1. die holländisch/amerikanische Gruppe “The Persons“ mit einer recht abenteuerlichen Instrumentierung auf (zwei Gitarren, elektrisches Cello, Saxophon und Rhythmusgruppe). Ihrer Mischung aus Free Jazz, ethnischen Klängen aus Bali und dem Mittelmeerraum, sowie Rock und neuer Musik wird als extrem hipper Geheimtip gehandelt. Am 30.1. sind Saxophonist Allan Praskin und Posaunist Marty Cook aus der New Yorker Loft- Jazz-Scene in der Angestelltenkammer zu hören, und am 31.1. spielt im KITO der legendäre Altsaxophonist Lee Konitz mit seinem Quartett. Die Auswahl zwischen Reim oder Rice, Sodom oder Konitz ist zumindest vielseitig. Da findet jeder die passenden Töne, um sich aus dem Winterschlaf wecken zu lassen. Willy Taub