8.000 Fahrzeuge täglich durch Berne

■ Anwohner zermürbt / Behörde seit Jahren untätig

Straßenlärm in der Stärke von 70 bis 110 Dezibel, das ist Lärm, der nach Aussagen von Ärzten krank macht. Seit über 20 Jahren schon sind die AnwohnerInnen der durch Berne führenden Bundesstraße 212 einem zunehmenden Krach durch den Verkehr ausgesetzt — doch jetzt erst haben die Behörden begonnen, den Lärm und das Fahrzeugaufkommen zumindest zu messen.

Einer der betroffenen Anlieger ist der Geschäftsmann Rolf Schwarting. Er hält es für skandalös, daß die Berhörden jahrelang nichts unternommen haben, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Doch auch den Politikern wirft Schwartig vor, nichts gegen die krankmachende Lärmbelastung unternommen zu haben. „Seit über zehn Jahren versuchen wir, die Behörden dazu zu bewegen, etwas schneller zu arbeiten, und seit drei Jahren gibt es eine Interessengemeinschaft von Bürgern, die für mehr Lebensqualität in Berne eintreten. Nachdem bisher keine Erfolge eingetreten sind, haben wir vor dem Verwaltungsgericht Oldenburg Klage eingereicht gegen den Landkreis Wesermarsch. Das Gericht hat dem Landkreis zur Auflage gemacht, den Lärm an der B 212 endlich zu messen und die Fahrzeugbelastung zu zählen.“

Das war vor über einem halben Jahr. Bis den jetzigen Messungen auch Taten folgen, werden wahrscheinlich noch ein paar Jahre vergehen, klagt Rolf Scharting. Das Verwaltungsgericht hatte zwar den Landkreis Wesermarsch zu Lärmmessungen verdonnert, doch der Richterspruch blieb sechs Monate lang ohne Konsequenzen. Der Geschäftsmann ist davon überzeugt: „Der Landkreis Wesermarsch hat offenbar keine Eile, sich um die Gesundheit seiner Bürger zu kümmern.“ Dafür wollen die Anwohner bald Konsequezenzen ziehen, wenn sich nichts ändert, viele denken bereits an Wegzug.

Rolf Schwarting ist inzwischen sehr verbittert: „Hier geht die Bausubstanz kaputt und unsere Nerven gehen vor die Hunde. Ich bin nicht der einzige in der Straße, der so schnell wie möglich wegziehen möchte.“

Um 40 Prozent hat der Straßenverkehr in den letzten zehn Jahren in Berne zugenommen, täglich donnern rund 8.000 Fahrzeuge, darunter 800 LKW, durch den kleinen Ort. Als kürzlich ein Beschäftigter des zuständigen Technischen Überwachungsvereins mit den ersten Messungen bgeonnen hat, so berichtet Rolf Scharting, „da war der Mann ganz erstaunt, daß hier jahrelang nichts geschehen ist.“ Die ersten Folgen der jahrelangen Untätigkeit sind bereits erkennbar, denn die ersten leerstehenden Häuser der 6.400-Einwohner-Gemeinde verfallen bereits zusehends.

Wenn ein LKW mit Gefahrengut in Berne verunglücken würde, dann gäbs eine Katastrophe von noch schlimmeren Ausmaßen als in Herborn. Rolf Schwarting hat bereits resigniert: „Noch nicht einmal diese Horrorvorstellung konnte die Kreisverwaltung in Brake bisher zu einem LKW-Durchfahrtsverbot bewegen.“ Peter Vogel / tefo