DONNERSTAG

Nach all den rauschenden Festen der letzten Tage holt der Berliner Rundfunk seine „Kundschaft“ sanft, aber bestimmt in den Alltag zurück. Träger dieses Unterfangens ist ein Hörspiel des jüngst verstorbenen Autors Friedrich Dürrenmatt. Wie in all seinen Arbeiten läßt dieser zynische Gesellschaftskritiker seine Hauptfigur auch in Die Panne langsam in eine schmerzhafte Selbsterkenntnis laufen: Wegen einer Autopanne ist ein Geschäftsreisender gezwungen, bei pensionierten Justizbeamten zu übernachten. Um kein Spielverderber zu sein, willigt er dort ein, bei einem fingierten Prozeß die Rolle des Angeklagten zu übernehmen. Diese Untersuchungen öffnen ihm die Augen: Er erkennt mit Entsetzen, daß seine Karriere aus allen Facetten der Amoralität besteht. Ob er daraus lernt? Ab 19.40 Uhr läuft die Auflösung.

Auch im südlichen Deutschland soll die Hörerschaft in Sachen Gesellschaftskritik nicht zu kurz kommen: Urs Widmers satirisches Hörspiel Der Fernsehabend schaut einer Familie bei ihrer Lieblingsbeschäftigung über die Schulter. Der Autor selbst beschrieb sein 1976 entstandenes Werk wie folgt: „Fernsehabend ist ein Volksstück. Das heißt, drei Menschen sitzen — wie wohl ungefähr jeden Abend — vor dem Fernseher — ein Mann, eine Frau, ein Kind... Sie reden über das, was man halt so redet, wenn man so redet. Nur das Kind redet über ganz andere Dinge.“ Ob das wohl vielversprechend klingt? Vielversprechend realistisch sicherlich! Um 20.05 Uhr überträgt der BR2 das Hörspiel in voller Länge.

Krimis sind hoch im Kurs. Darum gibt es in Deutschland auch bereits drei Buchhandlungen, die sich auf diese Literaturgattung eingeschossen haben. „Tatort“ heißt die neueröffnete in Berlin. Die heutige Ausgabe des Buch-Bazar vom Berliner Rundfunk hat dort in den Regalen gewühlt und präsentiert nun ihren Lagebericht. Zudem wird der Krimialmanach underground vorgestellt und der neue Berlinkrimi Violetta rezensiert. Die Fans sollten ab 21 Uhr ihre Ohren spitzen.

Anschließend geht es im Deutschlandsender um „Höheres“: Ab 22.15 Uhr wird Heinrich Bölls Essay Die Freiheit der Kunst verlesen.