Irak läßt einen Teilrückzug anbieten

■ Jordaniens König Hussein läßt irakisches Entgegenkommen anklingen: Irak laut Hussein zu teilweisem Abzug aus Kuwait bereit/ EG-Außenminister beraten über diplomatische Initiative

Amman/Bagdad (afp) — Zwei Tage vor Beginn der EG-Sonderkonferenz in Luxemburg, auf der die Außenminister über Gespräche mit dem Irak diskutieren wollen, ist Jordaniens König Hussein am Mittwoch nach London gereist, um eine mögliche diplomatische Initiative der EG zur friedlichen Lösung der Golfkrise zu erörtern. Am 8. Januar wird Hussein in Bonn, am 9. in Rom erwartet. Er will bei seiner Europareise erreichen, daß die EG einen diplomatischen Vorstoß zu Gesprächen mit dem Irak unternimmt, da die Versuche zu amerikanisch-irakischen Gesprächen in eine Sackgasse geraten sind.

Der haschemitische König will erreichen, daß die europäischen Regierungen die Verknüpfung der Golfkrise mit den übrigen Problemen der Region akzeptieren. Verhandlungen sollten mit dem Ziel in Gang gesetzt werden, einen Teilabzug des Irak aus Kuwait zu erreichen. Im Gegenzug sollten die Probleme der Region, darunter die Palästinenserfrage und das Libanon-Problem, unter den gleichen Kriterien betrachtet und diskutiert werden. König Hussein ist nach jemenitischen Quellen der Ansicht, der Irak sei zu einem Teilrückzug aus Kuwait bereit. Dies habe er am Dienstag abend telefonisch dem jemenitischen Präsidenten, General Ali Abdallah Saleh, berichtet. Saddam Hussein habe dafür jedoch die Bedingung gestellt, daß im Emirat eine „nationale Regierung“ unter arabischer oder internationaler Aufsicht gewählt werde. Der Irak brauche „zwei bis drei Monate“, um seine Truppen zur „neuen Grenze“ zwischen Kuwait und dem Irak zurückzuziehen. Der Irak wolle aber die Inseln Warba und Bubijan sowie die Erdölfelder von Rumeilah behalten. Bagdad warte auf „ein Zeichen des guten Willens“ aus dem Westen und werde solange seine verbale Eskalation fortsetzen.

In Washington verdichteten sich indessen die Hinweise auf eine bevorstehende Reise von Baker nach Saudi-Arabien und in andere verbündete arabische Staaten am Golf. Auch ein Besuch in Bagdad wurde nicht ausgeschlossen. Nach einem Bericht der 'Washington Post‘ ist die US-Regierung flexibler geworden, was die Terminfrage für Direktgespräche mit dem Irak betrifft.

Eine Friedensinitiative der großen internationalen Parteienzusammenschlüsse zur Vermeidung eines Krieges am Golf kündigte der Präsident der Christdemokratischen Internationale, der Venezolaner Eduardo Fernandez, an. Zu diesem Zweck sollte sobald wie möglich ein Gipfeltreffen mit den Präsidenten der Sozialistischen Internationale, dem SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt, sowie dem der Liberalen Internationale, dem früheren spanischen Regierungschef Adolfo Suarez, stattfinden, sagte Fernandez. Als Grundlage für eine friedliche Lösung nannte Fernandez folgende Punkte: Rückzug des Irak aus Kuwait, Rückzug Syriens aus Libanon, Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten und Schaffung eines palästinensischen Staates.

In Kairo sind am Mittwoch morgen die Bemühungen der Außenminister Ägyptens, Libyens und Syriens gescheitert, ein ägyptisch-syrisch-libysches Gipfeltreffen zu organisieren, bei dem eine friedliche Beilegung der Golfkrise erörtert werden sollte.

Der Irak schloß nach eigenen Angaben die angekündigte Stationierung von 250.000 zusätzlichen Soldaten an der Grenze zu Saudi-Arabien ab und verfügt dort nun über insgesamt „60 Divisionen“ mit 700.000 bis 750.000 Mann.