Die Erde im Schwitzkasten?

■ Bundesweite Tagung der BUND-Jugend / Podiumsdiskussion

Einem wahren Wechselbad war Rolf Bauerschmidt, bei den Bremer Stadtwerken zuständig für strategische Unternehmensplanung, ausgesetzt. Zustimmender Beifall und ablehnende Zwischenrufe wechselten sich regelmäßig ab.

Ort dieser ungewöhnlichen Körperpflege: Das Schulzentrum Alwin-Lonke-Straße in Bremen- Grambke. Dort veranstaltet der „Bund für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland“ (BUND) bis heute seinen siebten Bundesjugendkongreß. Am Mittwoch nachmittag ging es in einer Podiumsdiskussion um „Möglichkeiten und Grenzen der kommunalen Energiepolitik am Beispiel des Bremer Energiebeirates“.

Dessen früherer Geschäftsführer, Jürgen Franke, erläuterte den Jungumweltschützern dazu kurz die Vorstellungen des Beirates in Sachen ökologische Energiepolitik in Bremen. Danach sollen vor allem durch Energieeinsparungen, und Fernwärmeausbau bis zum Jahr 2.010 der Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid um 40 Prozent reduziert werden.

Ein Ziel mit dem grundsätzlich auch Stadtwerke-Mann Rolf Bauerschmidt übereinstimmt. Die ersten „Buh“-Rufe und ironischen Applaus erntete Bauerscmidt bereits während seiner Einführung. Denn: Er wollte „auf die Kernenergie als eine Möglichkeit, den Kohlendioxid-Ausstoß zu vermindern, bloß hinweisen“. Da war er bei den Jung-UmweltschützerInnen an der richtigen Adresse. Die stimmten dem Stadtwerker wiederum zu, als er die Absicht beteuerte, die Nachtspeicherheizungen ganz aus bremischen Haushalten zu verdammen. Einwand von Energiebeirätler Franke: „Die Stadtwerke haben aber, noch während wir unseren Bericht erstellt haben, Nachtspeicherheizungen installiert.“

Der Wissensdurst der rund 250 Jugendlichen war immens. Die Bandbreite der Fragen: Von der bremischen Tarifstruktur bis hin zur Möglichkeit eines eigenen Bremer Energiewirtschaftsgesetzes.

Kurz vor Schluß der Veranstaltung ging es dann nochmal in die Vollen. Denn: Es ging um den Bau von Blockheizkraftwerken (BHKWs) und warum sich Leute, die sich zusammenschließen, ihre überschüssige Energie nicht weiter verkaufen dürfen. Hintergrund: In Bremen gibt es ein privates BHKW in der Straße „Fesenfeld“. Nur: Die BetreiberInnen dürfen ihren überschüssigen Strom zwar an die Stadtwerke „abgeben aber nicht verkaufen“ (Bauerschmidt). Grund: Sie sind kein Energieversogungsunternehmen (EVU). Das sowas nicht geht, wollte in die Köpfe der Jugendlichen nicht so ganz rein. Und: Stadtwerker Bauerschmidt findet BHKWs in Bremen zwar zu teuer. „Aber“, so zieht er sich bei den leise protestierenden Jugendlichen aus der Affäre, „wenn in 10-15 Jahren ein Kraftwerk stillgelegt wird, kann man ja mal gucken, ob es nicht doch drin ist.“

Franke brachte seine und die Meinung der BUND-Jugendlichen zum Schluß auf den Punkt: „Die Stadtwerke in Bremen tun einiges, und es gibt auch hoffnungsvolle Anfänge. Trotzdem muß man sehen, daß sehen, daß sie ein großes Tankschiff sind, das nahezu auf geradem Kurs fährt.“ Ulf Buschmann