Apothekerstreik in Berlin unwahrscheinlich

■ Versorgungskrise nimmt aber durch Liefer-Boykott ungeahnte Ausmaße an/ Apotheken weiter offen

Berlin. »Vor der Wende waren wir wirklich besser dran.« »Wir sind daran gewöhnt, daß es immer uns trifft.« »Schweinerei« — so und schärfer sahen die Reaktionen von Ostberliner Patienten aus, die in den 122 Ostberliner Apotheken nicht mehr ihre zum Teil lebensnotwendigen Westmedikamente bekommen haben. Die Apotheker sind hilflos und können die Kunden nur bitten, sich vom Arzt ein anderes Rezept ausstellen zu lassen. »Das ist bitter für Patienten, die sich gerade auf ein Westmedikament eingestellt haben«, meint Hans-Peter Bartels, Leiter einer Apotheke in der Leipziger Straße. Um auf die katastrophalen Folgen des Lieferboykotts der westdeutschen Pharmaindustrie aufmerksam zu machen, kommt für die Apothekerkammer der Stadt nicht in Frage. »Ein Streik im Gesundheitsbereich ist ausgesprochen unangemessen und verantwortslos», begründet Bartels seine Ablehnung. Auch der Ostberliner Gesundheitsstadtrat Christian Zippel (CDU) bemängelt, daß einen Ausstand nur die Patienten zu spüren bekämen. Betroffen sind vor allem Menschen, die auf Arzneimittel wie Insuline, Immunpräparate, Antibiotika oder Herzmittel angewiesen sind. Die Zahl der dringend benötigten West- medikamente bezifferte Zippel auf 160. Viele Patienten können nur noch stationär in Krankenhäusern mit Pharmaerzeugnissen versorgt werden. lada