Besetzer contra Familien?

■ Zur Räumung der besetzten Häuser in Friedrichshain KOMMENTARE

Es ist noch keine zwei Monate her, daß das rot-grüne Regierungsbündnis an der Räumung der besetzten Häuser in der Mainzerstraße zerbrach. Gestern wurden wieder drei Häuser geräumt. Aber diesmal war die Räumung der AL und dem Bündnis 90 nicht einmal eine magere Presseerklärung wert. Weil die Räumung nach der Berliner Linie erfolgte und somit zu Recht geschah? Die Berliner Linie ist schön und gut, aber der Weisheit letzter Schluß ist sie nicht. Familien, die schon lange darauf warten, bekommen jetzt endlich eine größere Wohnung. Das ist gut so. Die Kehrseite: Für die 18 und 20jährigen Männer und Frauen, die gestern eingekeilt von Polizeibeamten ihre Matrazen, Bettdecken und Rücksäcke aus den Häusern geschleppt haben, ist mit der Räumung jedoch der Traum vom kollektiven Leben in einem Haus zerbrochen. Über die jungen Leute zerbrechen sich offensichtlich nur noch der Bezirksbürgermeister Mendiburu und ein paar Stadtverordnete vom Bündnis 90 den Kopf. Mendiburu will sein Bestes dafür tun, daß jeder geräumte Besetzer, der obachlos ist, eine Wohnung bekommt. Aber die jungen Leute sind nicht obachlos sondern wollen selbstverwaltet zusammen leben. In Friedrichshain stehen noch 40 Häuser leer. Warum werden davon nicht ein paar den geräumten Bewohnergruppen überlassen, mit der Maßgabe, sie zusammen mit treuhänderischen Sanierungsträgern in Selbsthilfe instandzusetzen? Daß zu entscheiden, steht nicht in der Macht eines Bezirksbürgermeisters. Die richtige Adresse ist vielmehr der Bausenator. Aber der macht ohne Druck, der auch von den geräumten Besetzern kommen muß, gar nichts. Plutonia Plarre