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Die 'Tribüne‘ steht vor dem Aus

■ Gründe für die Schließung der ehemaligen FDGB-Zeitung etwas undurchschaubar Eventuell spielen Praktiken bei der Auflösung des FDGB-Vermögens eine Rolle

Berlin (adn) — Die Berliner Tageszeitung 'Tribüne‘ steht vor dem Aus. Wie es gestern im 'Morgen‘ hieß, hätten alle 70 Journalisten und technischen Mitarbeiter des Blattes zwischen Weihnachten und Silvester von der Geschäftsleitung der Treptower Verlagshaus GmbH die Kündigungsschreiben erhalten. Spätestens im März soll dann die 'Tribüne‘ als erste überregionale Tageszeitung in Ostdeutschland ihr Erscheinen einstellen. Von der Geschäftsführung seien ökonomische Gründe für diese Entscheidung angegeben worden.

„Nicht auszuschließen ist, daß auch Praktiken bei der Auflösung des früheren FDGB-Vermögens zur Sprache kommen“, schreibt der 'Morgen‘. „Da scheinen sich zahlreiche Ungereimtheiten anzudeuten.“ Das Blatt verweist auf derzeit laufende Untersuchungen einer Forschungsgruppe der Freien Universität Berlin. Dabei gehe es auch darum nachzuweisen, daß der Deutsche Gewerkschaftsbund in Düsseldorf — entgegen seinen offiziellen Beteuerungen, nicht Rechtsnachfolger des ehemaligen FDGB zu sein — an das alte FDGB-Vermögen durch die Hintertür herankommen wolle. So gesehen könnte das Tribüne-Druckhaus, das durch das Verschwinden der Tageszeitung „entlastet“ wäre und somit Druckkapazitäten zur anderweitigen Verwendung frei hätte, ein finanzielles Schnäppchen sein.

Während die 'Tribüne‘ noch im Dezember 1989 täglich mit etwa 350.000 Exemplaren an FDGB-Mitglieder als „Pflichtlektüre“ ausgeliefert wurde, beliefen sich die Auflagenverluste zum 1.Juli 1990 auf 38 Prozent. Nach Aussagen von 'Tribüne‘-Journalisten behaupte sich die Zeitung mit der jetzigen Auflage um die 100.000 nach wie vor auf dem deutschen Zeitungsmarkt. Außerdem sei auch im Dezember nicht unter der Rentabilitätsgrenze gewirtschaftet worden.

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