Göttingen: Zweiter Neonazi in Haft

■ Beteiligung am Soldatenmord in Rosdorf vermutet/ Festgenommener war der Vertraute des FAP-Funktionärs Polacek/ Samstag Großdemonstration in Göttingen gegen Naziterror

Göttigen (taz) — Eine Zivilstreife der Polizei hat am Mittwoch abend einen zweiten Rechtsextremisten verhaftet, der vermutlich an der Ermordung eines Bundeswehrsoldaten in Rosdorf bei Göttingen beteiligt war. Wie berichtet, war der 21jährige Soldat in der Neujahrsnacht von zwei Skinheads auf offener Straße überfallen und erstochen worden. Einen mutmaßlichen Tatbeteiligten hatte die Polizei bereits am Dienstag abend festgenommen. Bei dem jetzt Verhafteten handelt es sich um den bekannten Neonazi-Aktivisten Oliver Simon. Der knapp 18jährige Simon gilt als Vertrauter und Schützling des Multifunktionärs der „Freiheitlich-Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP), Karl Polacek. Beide Neonazis, die in Polaceks Haus und FAP- „Schulungszentrum“ in Mackenrode im Landkreis Göttingen wohnen, sind in den vergangenen Monaten häufig zusammen in Erscheinung getreten. So am 14. Juli des vergangenen Jahres, als Polacek und Simon zwei Frauen mit einer Axt und Leuchtspurgeschossen attackierten und eine von ihnen am Kopf verletzten.

Bekannt ist außerdem die Beteiligung Oliver Simons an einem Tränengasangriff von Skinheads auf die Besucher eines Gerichtsprozesses im Dezember 1989, an Übergriffen auf iranische Frauen im Frühjahr 1990 sowie an diversen Messerstechereien. Für den kommenden Samstag haben mehrere politische Organisationen zu einer Großdemonstration in Göttingen gegen Naziterror und faschistische Gewalt aufgerufen. In der Neujahrsnacht hatten Neonazis auch in einem Nachbardorf und in einem Göttinger Ortsteil Passanten überfallen und teilweise schwer verletzt. Reimar Paul