Echter Pelz — auf falsch getrimmt

■ Tierschutz, warmes Wetter oder Bremer Provinz — Pelzmäntel bleiben hängen

Nun haben im Bremer Stadtbild Pelze nie eine große Rolle gespielt. Haben die TierschützerInnen endgültig gewonnen?

Kunstpelz und Plüsch sind in. Aber nicht mehr in kreischpink mit grünen Tupfen wie vor einigen Jahren, als plötzlich lauter Jahrmarkt-Teddys durch die Stadt stapften. Jetzt sind es Pelzimitate mit echt exotischem Leopardendruck. Die gibt es im Kaufhaus vom Meter. Echte Pelze werden verschämt im Innern des Mantels getragen, Erbstücke dementsprechend umgearbeitet.

Ich besuche ein Bremer Pelzgeschäft. Wir nehmen in der Sitzecke zwischen Spiegeln und kostbaren Einzelstücken Platz. „Nein“, sagt die Besitzerin, „Synthetik lehne ich ab. Wir haben hier ausschließlich Naturprodukte“. Die VerbraucherIn sei kritischer geworden: „Aber wer einen Pelz will, kauft auch einen Pelz.“

Damit überhaupt noch eine den Pelz will, mußte sich die Werbezentrale der Pelzindustrie, das Deutsche Pelz Institut (DPI), ordentlich ins Zeug legen. Es behauptete, Pelzzucht sei Artenschutz und rief die Pelzbranche zu Spenden auf. Unter den Spendern fanden sich unter anderen auch der Otto-Versand, der Kaufhof und die Dresdner Bank. Von dem Spendengeld bastelte die Pelzwerbung ein neues Image zur Erschließung neuer KundInnenkreise.

So weiß die Pelzunternehmerin im Laden zu berichten, daß die pelztragende Dame heute jünger und sportlicher sei. „Die jungen Frauen verdienen ja heute mehr Geld und geben es entsprechend für hochwertige Kleidung aus.“ Der Parka aus Pelz sei gefragt.

Die deutschen Kürschner hätten sich längst darauf geeinigt, keine Tiere mehr zu verarbeiten, die dem Artenschutzgesetz unterliegen, wie beispielsweise Luchse, Ozelote und Graufüchse. Bei ihr verarbeitet der Kürschner Nerze, Nutria aus Zuchtfarmen und südafrikanisches Persianerlamm: „Das ernährt dort die Bevölkerung.“

Und überhaupt: „Käfighaltung gibt es auch bei anderen Tieren, beispielsweise Hühnern. Und Bekleidung fällt doch auch unter den Bedarf des Menschen!“ verteidigt die Pelzladenbesitzerin ihre Zuchtmäntel. Die Farmen würden ständig überprüft. Strengere Maßstäbe — da sei der Gesetzgeber gefragt. Sie jedenfalls verarbeitet noch nicht einmal Felle von Tieren der Artenschutzliste zwei, die den Import mit speziellen Zertifikaten der Herkunftsländer — die nicht immer so echt sind wie der Pelz — erlaubt. In der UDSSR, den USA und Kanada sind immer noch Fallensteller unterwegs.

„Die Tierschützer haben sich selbst unglaubwürdig gemacht. Das sind Rowdies und Chaoten, die die Leute mit gestellten oder veralteten Bildern und Filmen aufgebracht haben“, so die überzeugte Ladenbesitzerin, die selbst einen leichten Blouson aus schwarzem Persianer trägt. Tierschutz dürfe nicht in Volksverhetzung ausarten. Das erinnere an schlimme Zeiten: „Was für den einen Luxus ist, muß für den anderen noch kein Luxus sein.“ Aber der Run blieb aus.

„Das eigentliche Übel ist das Wetter“, bekennt die Pelzdesignerin unisono mit anderen KollegInnen. Kein Mensch trägt gerne Pelze im frühlingshaften Winterregen. Deshalb waren Pelze dieses Jahr ein Flopp, beruhigen sich auch die gelangweilten Verkäuferinnen in den Pelzabteilungen der Kaufhäuser, wo hunderte von toten Tieren an langen Stangen hängen.

„In Italien, tragen die Frauen sogar im April noch Pelz“, so die Pelzverkäuferin bitter. Überhaupt seien die Menschen überall modebewußter als im „uniformierten Bremen“, wo keine sich was traut. Dagegen setzt die Pelzindustrie das Rezept des Understatement: Echter Nerz wird geschoren, gefärbt und mit Leopardenmuster bedruckt, bis ihm keine mehr die Echtheit ansehen kann. Beate Ramm