„Ich bin Soldat“

■ Was Abgeordnete bei einer Einberufung tun würden

„Natürlich würde ich Folge leisten.“ Der CDU-Abgeordnete Helmut Pflugrath (41) läßt keinen Zweifel an seiner Bereitschaft, für Deutschland und die Nato in den Golfkrieg zu ziehen. Allerdings wird er davor verschont bleiben, sich die Frage auch konkret stellen zu müssen: Pflugradt wurde aus gesundheitlichen Gründen vom Wehrdienst zurückgestellt.

Andere Abgeordnete der Bürgerschaft, die nach ihrem Wehrdienst von der Bundeswehr als Reservisten geführt werden, könnten dagegen tatsächlich demnächst einen Stellungsbefehl ins östliche Mittelmeer oder an die irakische Grenze der Türkei bekommen. „Natürlich würde ich nicht gehen“, antwortet der SPD-Abgeordnete Wilfried Töpfer (45) spontan auf die Gewissensfrage. Zwar sei er dank seines Alters sowieso kein aktiver Reservist mehr, aber unabhängig davon sieht er „überhaupt keinen Anlaß“ für den Einsatz der Bundeswehr im Nahen Osten. Notfalls würde er einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung stellen.

Genauso spontan und eindeutig wie Töpfer — jedoch mit umgekehrten Vorzeichen — antwortet FDP-Fraktionschef Claus Jäger (47) auf die Frage der taz: „Wenn ich Soldat bin, gehört das doch dazu!“ Allerdings rechnet auch er aus Altersgründen nicht mit einer Einberufung. Den Einsatz der Bundeswehr hält er auf jeden Fall für richtig: „Alles, was von Hussein als Zurückweichen interpretiert werden könnte, würde eher das Gegenteil von dem bewirken, was wir im Golfkonflikt erreichen wollen.“

Tatsächlich sind nur sehr wenige Reservisten unter den 70 männlichen Bürgerschaftsabgeordneten. Die meisten von ihnen gehören zu den „weißen Jahrgängen“, die schon 18 waren bevor die Bundeswehr gegründet wurde, oder wurden aus gesundheitlichen Gründen zurückgestellt.

Keinen einzigen Reservisten haben die Grünen zu bieten. „Mein Leben ist mir lieb“, begründet Martin Thomas (40) neben der politischen auch seine persönliche Gegnerschaft einer Kriegsbeteiligung. Er ist als Berliner auch um den Zivildienst herumgekommen, hat dafür aber vier Jahre lang in einem Ausschuß für die Anerkennung von Kriegsdienstverweigerern gesessen. Ase