„Keine Sieger, nur Verlierer“

■ Oldenburger Friedensgruppen gegen den Einsatz der Alpha-Jets in der Türkei

„Auch in der Wüste könnt Ihr in's Gras beißen“ war gestern auf einem der Transparente zu lesen. Während drinnen das Oldenburger Jagdbombergeschwader 43 die letzten Vorbereitungen für seinen Abflug nach Ostanatolien traf, demonstrierten 150 Angehörige der Oldenburger Friedensszene draußen vor dem Tor des Flugplatzes. Walter Lück, Kreispfarrer aus Oldenburg, rief die bundesdeutsche Bevölkerung zur Gegenwehr gegen die Kriegsvorbereitungen auf.

hier bitte das Paßfoto

mit Brille und Schlips

Walter Lück

Walter Lück ist einer der 56 rebellischen Pfarrer, die unlängst eine Protest-Anzeige gegen den Einsatz der Oldenburger Soldaten im Golfkrieg in norddeutschen Zeitungen veröffentlicht hatten. Für ihn ist klar, daß die Mehrheit der Oldenburger Bevölkerung die Verlegung der 212 Soldaten mit ihren 18 Kampfflugzeugen an die irakische Grenze ablehnt. „Die meisten halten das für überflüssig bis wahnsinnig.“

Unruhe herrscht nach Meinung der Friedensgruppen auch unter den Soldaten des Flugplatzes, besonders unter denen, die bis zum 6. Januar Urlaub haben. Während ihrer gestrigen „alternativen Pressekonferenz“ der Friedensgruppen wurde den Soldaten, die verweigern wollen, Unterstützung zugesichert. Kurt Dockhorn, Sprecher der niedersächsischen Grünen, rief zu Desertation und Verweigerung auf.

Die Appelle und Hilfsangebote blieben bisher anscheinend ohne große Wirkung: Nach Angaben des Geschwaderkommandanten hat ein Soldat verweigert, nachdem er erfahren hatte, daß er in die Türkei sollte.

Für Walter Lück hat sich die Situation jetzt grundlegend geändert. „Von deutschem Boden sollte nie wieder Krieg ausgehen.“ Jetzt sei die Bundeswehr erstmalig seit dem 2. Weltkrieg wieder an Handlungen beteiligt, die einen Krieg auslösen könnten. „Wir sind prinzipiell dagegen, daß deutsche Soldaten sich in anderen Ländern auf einen Krieg vorbereiten.“ In einem mit modernen atomaren, chemischen, biologischen aber auch „konventionellen“ Waffen geführten Krieg gebe es keine Sieger, sondern nur Verlierer.

Nach Startschwierigkeiten bei der Gegenwehr kommt die Oldenburger Friedensszene jetzt allmählich in Bewegung. Für die Nacht von Samstag auf Sonntag ab 24 Uhr — dann fliegt der Großteil der Soldaten in die Türkei — ist eine weitere Demonstration vor dem Tor des Flugplatzes angekündigt. Am 12. Januar soll eine Fahrrad-Demonstration unter dem Slogan „Kein Blut für Öl“ stattfinden. Außerdem soll es Mahnwachen, Friedensgottessdienste und Infostände geben. Hannes Koch