SONNTAG: Der Dinosaurier und das Baby / Ist ja irre - der Schiffskoch ist seekrank / Keltische Göttingen / Chefarzt Dr. Westphal

DER DINOSAURIER

UND DAS BABY

Das Baby ist Jean-Luc Godard, der Dinosaurier die Filmlegende Fritz Lang. 1963 trat Lang als Schauspieler in Godards Die Verachtung auf; er spielte — wie sollte es anders sein? — einen Regisseur, während Godard selbst als sein Assistent zu sehen war, womit das Verhältnis von Zauberlehrling und Meister schon umfassend bezeichnet wäre. Einige Jahre später entstand dieser Interviewfilm (oder besser: Gesprächsfilm), eine Fachsimpelei unter Männern, die sich gegenseitig respektieren, wenn nicht gar bewundern.(West 3, 13.00 Uhr)

IST JA IRRE — DER SCHIFFSKOCH IST SEEKRANK

Angeblich kam ein Mainzer Anstaltsfuzzi vom ZDF auf die Idee, die Worte „Carry On“ durch das tolpatschig-teutonische „Ist ja irre“ zu ersetzen. Die britische Carry On- Reihe ist eine erfolgreiche Komödienserie, die es auf insgesamt 28 Filme brachte. Der Stein kam 1958 ins Rollen, als die Billigproduktion Carry on Sergeant an der Kinokasse reüssierte. In der Folge nahmen die Autoren — Regie führte meist Gerald Thomas — diverse Film- und Groschenroman-Genres, vom Western über den Arztroman bis zur Emanuelle-Serie, auf die Schippe und griffen zu diesem Behufe in alle Schubladen der Klamotten-, Klamauk- und Kalauerkiste. Die Etats der einzelnen Filme waren denkbar klein; die immer wiederkehrenden Schauspieler wie der Komiker Kenneth Williams verzichteten auf große Gagen, hatten aber dafür die Gewißheit einer dauerhaften Beschäftigung, denn Carry On-Filme kamen regelmäßig, bis zu zweimal pro Jahr, in die britischen Kinos. Gedreht wurde beinahe ausschließlich auf dem Gelände der berühmten Pinnwood-Studios, und es ist kein Zufall, wenn man die eine oder andere Kulisse schon einmal gesehen zu haben meint. Leslie Halliwell nannte die Reihe, obschon kein kinematographisches Highlight, „eine britische Institution wie fish and chips“.(SAT.1, 17.10 Uhr)

KELTISCHE GÖTTINNEN

Die sogenannte Heilige Dreifaltigkeit, bestehend aus Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, steht im Mittelpunkt des christlichen Glaubens. Kelten, Römer und Germanen kannten ein weibliches Pendant zu dieser „dreieinigen“ Besetzung der himmlischen Chefetage, nämlich die aufanischen Matronen, drei vorchristliche Göttinnen, denen römische Besatzer zwischen 160 und 235 nach Christus in eigens errichteten Tempeln huldigten. Entsprechende Heiligtümer und Weihesteine fanden sich in Bonn und Umgebung, am Niederrhein und in der Eifel. Andrea Reischies und Katrin Sanders berichten über den erst in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts entdeckten Kult und über Frauen, die die Geschichte matriarchalischer Weltanschauung erforschen.

(West 3, 18.28 Uhr)

CHEFARZT DR. WESTPHAL

Eine Weißkittelserie, deren schöner Originaltitel St. Elsewhere lautet, muß anders sein als die Schwarzwaldklinik, Dr. med. Marcus Welby oder auch Dr. Kulani. Die Fälle, die von der überlasteten Ärzteschaft des Bostoner St. Eligius-Krankenhauses bewältigt werden müssen, sind realistischer, härter, dramatischer und irrwitziger als in vergleichbaren Serien. Das Schicksal einzelner Patienten wie die Marotten und Probleme des Personals bilden die Handlungsstränge, die von den Autoren zu einem ungeschminkten und galgenhumorigen Abbild des Klinikalltags verknüpft werden. Die Serie hat Kinofilme wie Hospital, M.A.S.H., Young Doctors in Love oder Britannia Hospital zum Vorbild, erntete in den USA großes Kritikerlob und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht.(RTL plus, 22.35 Uhr)