SAMSTAG: Musikladen Eurotops / Die Farbe des Geldes / Der graue Fuchs / Zwei glorreiche Halunken

MUSIKLADEN EUROTOPS

Das Nordgelichter kennt diesen Abkömmling legendärer Musiksendungen wie Beatclub oder Musikladen bereits aus den Dritten Programmen. Für die Übernahme ins Sendenetz der ARD hat man dem jungdynamisch-unerträglichen Moderator Ulli Harraß noch den präsenilen grauen Panther Carlo von Tiedemann — bekannt von Funk, Fernsehen und Klatschspalte — zur Seite gestellt.

Ihren absoluten Tiefpunkt erreichte die Sendereihe, als sie vornehmlich mit billig produzierten Musikvideos zweit- bis drittrangiger, aber dafür knapp bekleideter Hupfdohlen gefüllt wurde. In den letzten Monaten besserte sich dies, und man bekam, neben den obligatorischen Oldies auch den einen oder anderen interessanten aktuellen Clip zu sehen. Diese unverhoffte Niveausteigerung scheint indes obsolet, denn angekündigt sind für die heutige Sendung Quälgeister wie Truck Stop, G.G. Anderson, Jürgen von der Lippe und Kylie Minogue. Leckebusch, Leckebusch, warum hast du uns verlassen?

(ARD, 14.15 Uhr)

DIE FARBE DES GELDES

Nach fünfundzwanzig Jahren kehrte 1986 der Billardprofi „Fast“ Eddi Felson alias Paul Newman zurück auf die Kinoleinwand. In dem 1961 entstandenen Film Haie der Großstadt war er der Herausforderer; in Scorseses Fortsetzung muß er, resigniert, alt geworden und inzwischen nur noch passiv im Billardgeschäft tätig, sich seinerseits einer Herausforderung stellen, und zwar der eines jungen, talentierten Spielers, der von ihm selbst aufgebaut wurde. Ein klassischer Konflikt also zwischen Vaterfigur und Ziehsohn, was seine Entsprechung findet in der Besetzung Paul Newman/Tom Cruise. Und wenn Kameramann Michael Ballhaus einmal Bilder aufnehmen würde, anstatt mit der Kamera Wettfahrten zu veranstalten, wäre vielleicht ein toller Film daraus geworden.(Hessen 3, 20.15 Uhr)

DER GRAUE FUCHS

In diesem Western gleichen die Heldinnen und Helden tatsächlich einmal den sepiabraunen Fotos jener Pioniere, die den vornehmlich in Hollywood geschaffenen Klischees nicht unbedingt entsprechen. Hier äußert sich die Handschrift des kanadischen Dokumentarfilmers Philip Borsos, der für seinen ersten Spielfilm die Geschichte der historischen Figur Bill Miner zum Vorbild nahm. Der betätigte sich lange Jahre als Postkutschenräuber, landete im Knast und stieg später, bereits in pensionsreifem Alter, auf modernere Verkehrsmittel, nämlich Eisenbahnzüge, um. Wieder waren ihm hartnäckige Verfolger auf den Fersen, doch er genoß die Sympathien der Bevölkerung und hatte Freunde, die ihm nach seiner Festsetzung zur Flucht verhalfen. Eine davon ist die Fotografin Kate Flynn, deren Darstellerin Jackie Burroughs hierzulande bekannt geworden ist als Co- Regisseurin, Autorin und Hauptdarstellerin des eindringlichen Porträts Ich atme mit dem Herzen.

(ZDF, 23.15 Uhr)

ZWEI

GLORREICHE HALUNKEN

Nicht zwei, sondern drei Halunken stehen im Mittelpunkt dieses großartigen Western von Sergio Leone, wie der Originaltitel „Il buono, il brutto, il cattivo“ verdeutlicht. Dies ist nicht ohne Belang, denn schon in der als Dreieck angelegten Konstellation der Hauptfiguren äußert sich das auf geometrischen Figuren und Regeln basierende Gestaltungsprinzip des Films. Da gibt es Parallelen, Ellipsen und Kreise sowohl im Aufbau des Drehbuches als auch in der Inszenierung (Schauplätze, Kamerabewegungen, Schauspielerführung etc.). Ihre schlüssige Auflösung finden abstrakte wie reale Konfigurationen in der beeindruckenden Schlußszene, wenn sich die drei Protagonisten zum Showdown innerhalb eines arenaartigen Kreises treffen und dort ein Dreieck bilden. All das ist adäquat zwar nur im Kino zu genießen, aber selbst im miniaturisierten Format offenbart dieses genial strukturierte Epos noch seinen Reiz.(SAT.1, 23.00 Uhr)