Warnschüsse gegen Flüchtende aus Albanien

■ Gestern kamen nur noch 200 Albaner nach Griechenland/ Massenkundgebungen gegen Regierung

Athen (afp/adn) — Die Fluchtwelle von Albanern nach Griechenland geht zurück. Nachdem in der ersten Wochenhälfte rund 4.000 meist griechischstämmige Albaner illegal über die Grenze gekommen waren, flüchteten am Donnerstag 400, und gestern kamen nur noch 200 Menschen über die Grenze, teilte die Verwaltung im westgriechischen Igumenitsa mit. Der Grund dürfte in dem Verhalten der albanischen Grenzposten liegen, die am Donnerstag und Freitag nach Zeugenangaben mehrmals in die Luft schossen, um Fluchtwillige nach Albanien zurückzutreiben. Auch seien wiederholt albanische Hubschrauber im Grenzgebiet gesichtet worden. In den Tagen zuvor konnten die Menschen unbehelligt von den Grenzposten die Grenze passieren.

Die Verwaltung von Ioannina erklärte unterdessen, die albanischen Behörden hätten denjenigen, die zurückkehren wollten, mitteilen lassen, sie könnten dies „gefahrlos“ tun. Nach Angaben von 'adn‘ wird Griechenlands Ministerpräsident Konstantin Mitsotakis am 13. Januar nach Tirana reisen, um mit der albanischen Führung über die Flüchtlinge zu sprechen. Er wolle von Partei- und Staatschef Ramiz Alia Garantien erwirken für die nach Griechenland geflohenen Albaner, die in ihre Heimat zurückkehren wollen, heißt es dort.

Unterdessen gehen in Albanien die Proteste gegen die Regierung weiter. Tausende Menschen haben in Shkoder und Durres am Donnerstag an Demonstrationen zur Unterstützung der einzigen zugelassenen Oppositionspartei, der Demokratischen Partei Albaniens (DPA), teilgenommen. Ein Sprecher der Partei hatte mitgeteilt, an den Demonstrationen am Donnerstag abend seien 150.000 Menschen beteiligt gewesen. Unmittelbarer Anlaß für die Kundgebung in Shkoder war die Gründung eines Regionalzweigs der DPA in der nordalbanischen Stadt, in der es Anfang Dezember zu Protestkundgebungen und gewalttätigen Unruhen gekommen war, auf die Polizei und Militär mit brutalen Einsätzen reagiert hatten. Im Rahmen der Veranstaltungen wurde erneut die Verschiebung der für den 10. Februar angesetzten Wahlen auf einen späteren Zeitpunkt gefordert, da der Opposition sonst nicht genügend Vorbereitungszeit bleibe. Außerdem setzten sich die Demonstranten für die Freilassung aller politischen Gefangenen ein.