Kommunalkino zeigt: Manoel de Oliveira

Der jetzt 82jährige Altmeister des portugiesischen Kinos Manoel de Oliveira ist ein Schlitzohr. Und es ist bei seinem neuen Film Non oder Der vergängliche Ruhm der Herrschaft bis zum Schluß nicht genau auszumachen, ob er ihm schlicht mißlungen ist oder ob die zunehmende Irritation des Zuschauers nicht genau die vom Regisseur erwünschte Wirkung ist.

Da gibt es Kriegsszenen, die so schlecht inszeniert sind, daß jedem der Spaß an der Gewalt vergeht. Damit findet Oliveira einen Ausweg aus dem Dilemma, daß auch bei allen perfekt inszenierten Antikriegsfilmen die Schlachtereien faszinieren und dadurch glorifiziert werden. Aber wenn die einschlagenden Kanonenkugeln wieder hochspringen wie Gummibälle, scheint es dann doch wieder nur lächerlich unbeholfen gedreht zu sein.

Mit „Non“ versucht Oliveira die Geschichte Portugals als Abfolge von blutigen Niederlagen zu erzählen. Im letzten Kolonialkrieg vor der Revolution erzählt ein Leutnant seinen Kameraden während einer Patrouille von den historischen Kämpfen der Portugiesen, vom Widerstand gegen die Römer im Jahre 500 vor Christus, von blutigen Schlachten gegen Spanier und Buren. Die Soldaten führen ein hochgebildetes Streitgespräch voller Zitate aus der portugiesischen Literatur. In den historischen Szenen spielen dieselben Schauspieler wieder Soldaten, aber durch die angeklebten Bärte oder Rüstungen a la Blechbüchsenarmee wirken sie lächerlich und nicht wie die tragischen ewigen Krieger.

Die historischen Szenen bebildern das Erzählte ganz naiv und unbedarft; vielleicht will Oliveira aber auch listig die historischen Anekdoten als trügerische Fiktionen entlarven. Die kolonialistischen Eroberer werden auf der Insel der Seligen in Camoes Gesängen von 1572 von Nymphen und Putten empfangen, und Oliveira inszeniert diese Utopie extrem kitschig mit vielen schönen, nackten Frauen, die in von Schwänen getragenen Muscheln umherschweben und Knäblein mit angeklebten Flügeln am Rücken. Als Kontrast dann der (natürlich wieder dilettantisch inszenierte) Angriff auf die Patrouille, die schwere Verwundung des geschichtenerzählenden Leutnant und sein Tod im Lazarett just am Tage der portugiesischen Revolution. Auch diese Pointe verärgert eher durch den überdeutlichen Zeigefinger.

Ein merkwürdiger Film, der aber vielleicht gerade durch seine Schwächen immer interessant bleibt. Auch wenn die 107 Minuten portugiesische Originalfassung mit vielenlangen Untertiteln keine leichte Kost ist, lohnt es sich, bei „Non“ nicht einfach „Non“ zu sagen. Wilfried Hippen

Cinema Mo — Do 18.45 Uhr