Markthalle: Mietboykott

■ Chefetage hüllt sich in Schweigen über neuen Großmieter

Wochentagsmorgen in der Bremer Markthalle: Zwei einsame Kundinnen fahren die Rolltreppe hoch, werden oben empfangen von gähnender Leere. „Hier brauchen wir nicht mehr herzufahren“, meint die eine, „mal sehen, ob der Grieche noch da ist“, die andere. Der ist noch da, mit ihm sieben weitere Marktbeschicker, die zwischen verlassenen Brot- und Fleischständen aushalten. Je nach Temperament und Finanzen warten sie teils verbittert, teils dickfellig-beharrend auf den versprochenen Neuanfang oder das endgültige „Aus“.

Doch von der Chefetage gibt es nichts Neues. Seit Monaten suchen die Hallen-Betreiber einen finanzstarken Investor, bislang ohne Erfolg. Center-Manager Klaus Terasa: „Wir suchen noch immer.“ Was aus den restlichen Marktbetreibern wird, könne man erst sagen, wenn ein neuer Großmieter oder mehrere große Mieter gefunden seien. Noch wortkarger gibt sich Michael Arend, Markthallen-Investor aus Bad Homburg: „Wir suchen nach Lösungen. Globale Aussagen über die Zukunft kann ich nicht machen.“

Um so beredter ist Wildspezialitätenhändler Ingo Tiedjen: „Die sind alle Weltmeister im Sich- nicht-bewegen“, schimpft er auf „die da oben“. Tiedjen versucht, durch einen Mietboykott Reaktionen zu provozieren, doch „bisher haben die nicht mal eine Mahnung geschickt.“ Er hat sich gemeinsam mit anderen Händlern einen Anwalt genommen, der ein Sperrkonto für die fälligen Zahlungen eingerichtet hat. Per Klage soll Auskunft über die Zukunft der Markthalle erzwungen werden. „Die wollen uns hier rausekeln“, vermuten Tiedjen und seine Frau Anneliese, die sich Dank zahlreicher Stammkundschaft halten können.

Allen offiziellen Dementis zum Trotz steht die Vermutung im Raum, der ganze Komplex solle in Büroetagen umgewandelt werden. Denn da kennt Hauptinvestor Salomon Korn sich aus, der in Frankfurt über 190.000 Quadratmeter Bürofläche herrscht. Entsprechende Nachfrage in der Innenstadt sei vorhanden, das Parkhaus gleich dabei, bestätigt Terasa. Aber: „Büros bringen nicht soviel Geld wie gewerbliche Flächen.“ asp