Fasten für den Frieden

■ Bremer Christen und Muslime beten gemeinsam für den Frieden am Golf

Ein „deutliches politisches Zeichen“ wollen Christen und Muslime aus verschiedenen Bremer Kirchen setzen, indem sie vom 9. bis 13. Januar gemeinsam fasten, beten und nachdenken.

Gestern stellten die InitiatorInnen ihre Aktion der Öffentlichkeit vor. Die Fastenaktion in Bremen, die eingebettet ist in ein internationales Fasten für den Frieden, soll eine „gewaltfreie Antwort“ auf den Golfkonflikt sein. Louis von Zobeltitz, Pastor der Stephani-Gemeinde: „Das Golf-Ultimatum ist nicht friedensfördernd. Es geht uns um die Menschen in der Golfregion. Das Irakische Volk ist dem Druck von Hussein und dem Druck des drohenden Krieges ausgesetzt.“ Die Gläubigen fordern das Ende aller Kriegsvorbereitungen, den Abzug aller Truppen, die nicht dem UN-Embargo dienen und das Ende von Waffenexporten und der Unterstützung durch die Bundesregierung. Weiterhin fordern sie Verhandlungen für eine friedliche Lösung und die Einberufung einer Nah-Ost-Konferenz, die auch das Palästina-Problem behandelt. Briefe an Hussein, Bush und Kohl werden demnächst zur Unterschriftensammlung verbreitet.

Die Aktion ist kein Hungestreik. Bernd Möllers vom Katholischen Bildungswerk: „Wir wollen öffentlich beten und damit Menschen dafür gewinnen, Konflikte gewaltfrei zu lösen.“ Mehmet Tapan, Mitglied der Gemeinde der Fatih-Moschee in Gröpelingen: „Mit dieser Aktion können wir nicht viel erreichen. Aber daß wir uns kennenlernen und zusammen etwas machen, das ist schon viel. Muslime wollten bisher Christen noch nicht einmal beten sehen — und jetzt beten wir gemeinsam. Nur wenn der Frieden innerlich kommt, kann man ihn auch äußerlich schaffen.“

Von Mittwoch bis Freitag treffen sich alle, die das Friedensfasten mitmachen, um 18 Uhr im Veits-Gewölbe, Unsere Lieben Frauen. Dort wird dann gebetet und über die neusten politischen Entwicklungen gesprochen. Dabei dienen Texte aus Koran und Bibel genau so wie Zeitungsartikel als Anregungen. Wieviele der Gemeindemitglieder am Friedensfasten teilnehmen, wissen die InitatorInnen noch nicht. Es ist ja auch möglich, so Kristina Bulling von „Church and Peace“, daß Menschen mitmachen, die zu den Treffen nicht erscheinen, die lieber für sich allein fasten wollen.

Das Fasten kann für die TeilnehmerInnen ganz Unterschiedliches bedeuten: Nach der traditionellen Fastenordnung der katholischen Kirche ist es erlaubt, eine sättigende Mahlzeit am Tag zu sich zu nehmen. Die friedensbewegte Christin Eva-Maria Friedrichsen möchte drei Tage lang ganz auf feste Nahrung verzichten. Sie glaubt an den innerlichen Freiraum, der — im doppelten Sinne — durch das Loch im Magen entsteht.

Pastor Zobeltitz kann sich auf keine protestantische Fastentradition berufen. Er will zum ersten Mal versuchen, drei Tage lang ohne feste Nahrung auszukommen.

Bei den Muslimen hat das Fasten einen festen Platz im Jahr. Mindestens einen Monat, aber möglichst vier Monate sollen muslimische Männer nach dem Koran fasten. Die Männer sollen dadurch ihre Selbstdisziplin üben. Für Frauen sind die Regeln nicht so streng, um ihre Gesundheit zu schützen. Mehmet Tapan wird, wie er es schon kennt, von Sonnenaufgang bis es dunkel ist, nichts essen und auch nichts trinken. Am Sonntag wird die „Erlösung vom Fasten“ mit einem gemeinsamen Essen in der Islamischen Gemeinde in der Kornstraße begangen. bear