Busse&Bahnen (Ost) bald dreimal so teuer

■ BVG-Direktion plant Tariferhöhungen bei BVB/ Auch Umweltkarte wird teurer/ Bonn soll Millionenloch in dreistelliger Höhe stopfen

Berlin. Ab Mitte des Jahres wird die BVB im Ostteil der Stadt für Einzelfahrscheine statt bisher 20 Pfennig voraussichtlich 60 Pfennig verlangen. Allerdings dürfen die Fahrgäste mit diesen Tickets dann wie bei der BVG von einem Verkehrsmittel auf das andere umsteigen, ohne einen neuen Fahrschein zu lösen. Das war gestern in der BVG-Zentrale zu erfahren. Auch die Umweltkarte, die bei der BVB bisher noch für 30 Mark zu haben ist, soll teurer werden. Mit diesen Tariferhöhungen will die Geschäftsleitung der BVG, die Ende Oktober auch die BVB-Regie übernommen hat, einen Teil der Millionenlücken in den Haushalten von BVG und BVB stopfen. Zunächst muß jedoch das Abgeordnetenhaus zustimmen.

Angesichts der fehlenden Milliarden aus Bonn und den damit zusammenhängenden Kürzungsplänen von Finanzsenator Norbert Meisner (SPD) sei eine Diskussion über Tariferhöhungen »nicht von der Hand zu weisen«, sagte der für Finanzen zuständige BVG-Direktor Hans- Bernhard Ludwig zur taz. Wie berichtet, ließ Meisner per Rundschreiben zehn Prozent der Senatszuwendungen an Einrichtungen wie die BVG sperren. Statt 900 Millionen im Jahr betrüge der Senatszuschuß an die BVG dann nur noch 810 Millionen. Ob der Zuschuß tatsächlich in diesem Umfang gekürzt werde, sei aber noch offen, wurde gestern von der Senatsverkehrsverwaltung beteuert.

Im Westen könne man die Fahrpreise zur Zeit nicht erhöhen, weil die Schere zwischen den Tarifen im Westen und denen im Osten dann noch größer würde, begründete Ludwig die Überlegungen der BVG. Sparmaßnahmen, etwa beim Personal oder den Investitionen, seien gleichzeitig kaum möglich.

Die von der BVG ins Auge gefaßten Tarifanhebungen bleiben trotzdem glimpflich. Ursprünglich waren, wie berichtet, Preise bis zu 1,90 Mark im Gespräch gewesen. Mittlerweile stellten die Experten aber fest, daß der Einigungsvertrag für das Gebiet der ehemaligen DDR vorerst lediglich eine Verdreifachung der Fahrpreise zuläßt. Die Verluste, die der BVB dadurch entstehen, muß die Bundesregierung tragen. Der Senat beantragte in Bonn deshalb einen Zuschuß von 557 Millionen Mark. Noch ist offen, ob die Bundesregierung zu ihrer Verpflichtung steht. Die Sache sei »noch in der Schwebe«, hieß es gestern in der Senatsverkehrsverwaltung.

Ein von der BVG aufgestellter erster Entwurf für einen BVB- Wirtschaftsplan rechnet mit Ausgaben in Höhe von 680 Millionen Mark. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Fahrscheinen, Umwelt- und Zeitkarten tragen dazu bisher ganze 18 Prozent bei. Bei der BVG sind es 42 Prozent. Wie die BVG-Experten bei ihrer Durchsicht der BVB- Haushaltsbücher feststellen mußten, ist der Beitrag aus dem Verkauf der 20 Pfennig billigen Einzelfahrscheine lächerlich niedrig. Er beläuft sich auf ganze drei Millionen Mark und trägt damit nicht einmal ein halbes Prozent zu den entstehenden Kosten bei. Eine Preiserhöhung auf 60 Pfennig werde höchstens zu einer Verdoppelung dieser Einnahmen führen, heißt es bei der BVG. hmt