Nur noch überleben

■ US-Bankpleiten: Eine Quittung für das Leben auf Pump NO COMMENT

„Citicorp!“, so warb Amerikas größte Bank noch vor kurzem: „Weil Amerikaner nicht nur überleben, sondern auch erfolgreich sein wollen“. Doch für die 12.500 US-Banken, mit ihren Einlagen von rund drei Billionen Dollar, hat sich dieser Slogan längst ins Gegenteil verkehrt. Ihr Interesse liegt in diesen Tagen weniger im Profit, sondern nur noch im Überleben der einsetzenden Rezession.

Alle Großbanken haben nach den letzten schlechten Quartalsergebnissen ihre Dividenden gekürzt. Bank-Aktien standen noch nie so schlecht wie heute. Nach den Krediten an die Farm-Industrie und an die Dritte Welt drohen nun die Immobilienkredite, die in der Euphorie eines boomenden Grundstücksmarktes in den 80er Jahren vergeben wurden, vielen Banken das Genick zu brechen.

Die Pleite der Bank of New England steht dabei nur am Anfang einer Bankenkrise, deren Ausmaß vor allem von der Tiefe der Rezession abhängen wird. Eher optimistischen Schätzungen zufolge werden in diesem Jahr 180 Banken mit Einlagen von 70 Milliarden Dollar bankrott gehen; die Lage von 1.000 Banken ist „problematisch“.

Im Gegensatz zur Bankenkrise der 30er Jahre müssen solche Hiobsbotschaften jedoch beim Sparer keine Panik mehr auslösen. Alle Einlagen bis zu 100.000 Dollar werden von der staatlichen Einlagenversicherung (FDIC) abgedeckt, die allein 1991 zusätzlich 25 Milliarden Dollar benötigt. Da den Banken eine Erhöhung ihrer Versicherungsprämien kaum noch zuzumuten ist, ohne gleich neue Zusammenbrüche heraufzubeschwören, werden vermutlich neue Staatskredite zur Finanzierung herhalten müssen — so erfolgt selbst die Sanierung des US-Bankenwesens noch auf Pump. Die Zeche für die Sünden der 80er Jahren, die Verschuldungswelle von privaten Haushalten, Firmen und Staat sowie die Nichtbeaufsichtigung des Finanzwesens und die Unterkapitalisierung der Banken werden am Ende die US-SteuerzahlerInnen berappen müssen. Rolf Paasch