Küßt Euch mal!

■ Fußball-Gala, Mo., RTL, 20.15 Uhr

Da hat der Lockenkopf und RTL- plus-Sportchef Uli Potofski über die Weihnachtstage extra Urlaub genommen, sich schließlich am Dienstag abend in Anzug und Fliege gequält, und doch kam wieder nichts heraus.

Offensichtlich kam er mit dem plötzlichen Bedeutungszuwachs im mondänen Bonner Maritim-Hotel nicht ganz klar. Daselbst wiederfuhr nämlich dem flotten Uli aus Gelsenkirchen Erstaunliches. Fußballartisten aus der ganzen Welt huldigten der RTL-Sportredaktion. Dementsprechend keß versprach der Moderator Potofski gleich zu Anfang der Gala eine „bunte Mischung aus Show und Sport“. Dieses gewiß schwierige Unterfangen endete letztlich in gähnender Langeweile. Daß in der telegenen Kultivierung von Fußballstars nur gängige Klischees herauskommen, ist bekannt.

Die RTLer versuchten in ihrer ureigensten Art sich von diesem Kainsmal zu befreien. In den Mittelpunkt der Show rückten diverse weibliche Schönheiten aus aller Herren Länder. Ihr Job: Fußballspieler abküssen. Den Auftakt machte Miß Italia. Roberto Donadoni, ein italienischer Fußballer, bekam das zu spüren. „So ist's richtig, ein Küßchen links, ein Küßchen rechts“, kommentierte Moderator Potofski, sichtlich guter Laune. überhaupt war Miß Italia, sowie diverse Kolleginnen, an diesem Abend schwer beschäftigt. Toto Schillaci, WM-Torjäger aus Italien, mußte sich ebenso solch emotionalen Zwängen unterwerfen, wie andere ihm nachfolgende Balltreter auch. Miß Spanien küßte sogar erst den bulgarischen Torjäger Kristo Stojtchkow („Auch Bulgaren küssen gut“), später dann den Mexikaner Hugo Sanchez („Mixikaner machen das auch ganz gut“). Da konnten die schönen Frauen der reichen Spieler im Publikum ganz schön eifersüchtig werden, oder etwa nicht Frau Sylvia Matthäus? „Ja, ich bin eifersüchtig, aber auch stolz auf meinen Mann“, bekommt der Zuschauer zu hören.

Bevor in dieser Gala-Show musikalisch mit Roland Kaiser der völlige Erklärungsnotstand ausbrauch („Wind auf der Haut und Lisa“), zeigte noch einmal Josef Blatter, seines Zeichens Generalsekretär des Weltfußballverbandes, die sprachlichen Feinheiten des Fußballgeschäfts auf.

Der englische Kicker Gary Linker bekam den mit 50.000 Schweizer Franken dotierten Fair-Play-Preis und ein Lob dazu: „We are happy, we are proud, daß wir Ihnen den Preis übergeben dürfen.“ Als alles endlich zu Ende war, war auch ich richtig happy. Torsten Haselbauer