Kluft zwischen Israel und PLO vertieft sich

■ Arafat: Die PLO steht im Kriegsfall auf der Seite des Iraks

Jerusalem/Bagdad (dpa/afp) — Der israelische Außenminister David Levy vertrat gestern die Auffassung, daß eine Lösung des Golfkonflikts für Israel „neue Chancen“ und einen „wirklichen Frieden mit den arabischen Staaten“ bringen könnte. Er wiederholte das Angebot für direkte Verhandlungen mit den arabischen Nachbarn, wobei er Syrien besonders hervorhob. Die territorialen Forderungen von Damaskus an Israel (die annektierten Golan-Höhen) dürften kein Hinderungsgrund für einen Dialog sein. Levy schränkte allerdings ein, daß ein Rückzug des Iraks aus Kuwait allein nicht mehr genüge, um die Krise zu beenden. Um den Frieden in der Region zu sichern, sei es nötig, „Pufferzonen“ zwischen den einzelnen Staaten einzurichten und die „allgemeine Abrüstung“ voranzutreiben. Wichtig sei, daß das irakische Waffenarsenal unter Kontrolle bleibe und die Entwicklung von Atomwaffen durch Bagdad eingestellt werde.

Der Leiter des Schamir-Büros, Jossie Ben-Aharon, warnte gestern davor, daß die USA nach Beendigung der Golfkrise gegenüber Israel eine schärfere Gangart einschlagen könnten. Es sei denkbar, daß auch Washington künftig eine Internationale Nahost-Konferenz befürworten werde. „Wir sagen ja zu direkten Gesprächen“, meinte Ben-Aharon, „aber nein zu einer internationalen Konferenz. Nein und nochmals nein zu Verhandlungen mit der PLO und nein zu einem palästinensischen Staat.“

Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) wird sich im Fall eines Golfkrieges auf die Seite des Iraks stellen. Dies sagte PLO-Chef Jassir Arafat während eines Palästinensertreffens anläßlich des 26. Fatah-Tages am Montag abend in Bagdad.

Arafat schätzt, daß ein Krieg zwischen „drei und sechs Jahren“ dauern werde und kündigte an, daß der Irak und die Palästinenser „nach der großen Konfrontation gegen Jerusalem marschieren werden“. Der PLO-Chef kritisierte in seiner Rede außerdem die UdSSR, die die „Übersiedlung von sowjetischen Juden nach Israel erleichtert hat“.

Indessen mehren sich eindringliche Warnungen vor einer Katastrophe am Golf: Dr. Walter Popp, Vorstandsmitglied der internationalen Organisation „Ärzte gegen den Atomkrieg“, erklärte, die Folgen eines möglichen Einsatzes atomarer Waffen wären schlimmer als die der Tschernobyl-Katastrophe.

In den USA haben die Gegner des militärischen Engagements der USA am Golf für die zweite Januarhälfte Massenaktionen gegen den drohenden Krieg angekündigt, die am Vorabend des Ablaufs des UN-Ultimatums gegen den Irak beginnen sollen.