Kinderfänger aus Hollywood

■ TV-Star David Hasselhoff in Bremen / Kollektiv-hysterischer Kinderschrei aus tausend Kehlen

Es ist eine ungewohnte Aufgabe, größere Mengen von Kinderköpfen zu zählen, insbesondere wenn die dazugehörigen Kinder in Aufruhr sind. Doch mit denen, die gestern nachmittag im Stau steckten und noch in den Straßenbahnen der Linie 5 zum Flughafen klemmten, mögen weit über tausend Bremer Kids auf den Beinen gewesen sein, um ihren Gigastar David Hasselhoff zu begrüßen. Zusammen mit über 30 Presseteams (u.a. vom CSFR-Fernsehen) machten die Kleinen den Wind, der einem Hollywoodstar in Bremen zusteht.

Aufs Rollfeld durfte nur eine Handvoll, um dem Helden der in 70 Ländern ausgestrahlten Fernsehserien „Knight Rider“ und „Baywatch“ Teddybären und Blumen zu überreichen. Die Massen drängten sich am Ausgang des Flughafengebäudes, skandierten „Da-vid-Da-vid“, sechs- bis vierzehnjährige Kinderaugen wurden feucht, und als der angebetet Überlange (über 1,90) sich in die Menge warf, gab's kein Halten mehr: Die Fans sind viel jünger als die der Stones vor zwanzig Jahren, aber den kollektiven hysterischen Schrei beherrschen sie, als sei er ans Erbgut gebunden. Zehn Minuten dauerte das Bad in der Kindermenge, in der selbst großgewachsene Eltern Atemnot bekamen, dann wuchtete Zivilpolizei den Star in einen lemmingbraunen Rolls.

Er ist „schön“ (Nadine, 12), „geil“ (Sascha, 10), „bewegt sich so toll“ (Melanie, 11), und die Lieder des Popstars machen Kinderherzen beben. Bücher, Platten, Cassetten und sogar Sweatshirts mit seinem Konterfei wurden bereitgehalten, um sein Autogramm zu empfangen. „Aus Sicherheitsgründen“, wie der idealtypische große Bruder später verlautbarte, gab er keine Autogramme. Aber Sascha erwischte seine Hand und will sie definitiv eine Woche nicht waschen. Ohne Witz! Einem Mädchen — David war längst entschwunden — gingen die Augen über: Da ist das Auto!!! Der Wunderschlitten aus der Glotze, der sprechen kann und vermittels Turbo Booster 350 Sachen macht. Doch Enttäuschung für die hingeeilten Kids: Ein Fan hatte Papas Daimler eine rote Lichtleiste verpaßt. Mit einer halben Stunde Verspätung trudelten die letzten Kleinen ein, um von denen, die ihn gesehen haben, verspottet zu werden.

Er hat Wetgel in den braunen Locken, die Wimpern getuscht, blaue Mauseaugen und läppchenlose Ohren, das linke läuft im oberen Teil spitz zu, er hat Grübchen beim Lachen und geregelte Zähne und trägt schwarze Lederjacke und Bundfaltenhose. Er hat nichts von einem Ritter, bewegt sich schlacksig und singt Stunden später mit 50 ausharrenden Kindern vor dem Parkhotel „Crazy for you“. David Hasselhoff wirkt merkwürdig leer, hat einen dicken Hals und hinterlegt im Parkhotel 1.000 handunterschriebene Autogramme. Brustbild, nackt, moderat behaart, ein perfekter männlichen Körper, für den sich Millionen kindliche Fans offenbar begeistern.

Und heute abend schießt Davis Hasselhoff die Bremer Six-days an, aber das interessiert die Kinder nicht, weil er da nicht singt. Bus