Erleichterung bei Israels Regierung

In Jerusalem wurde befürchtet, daß eine Einigung bei den Genfer Gesprächen zu Lasten Israels ginge  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Noch während der Pressekonferenz von US-Außenminister Baker ist am Mittwoch abend deutlich hörbar den führenden Politikern in Israel ein Stein vom Herzen gefallen. Man hegte schon ärgste Befürchtungen, als der Dialog zwischen Baker und Asis im Konferenzraum des Genfer Intercontinental nicht sechs Minuten, sondern sechs Stunden dauerte. Nachher kam die große Erleichterung: keinerlei Fortschritte in der politischen Arena, keine amerikanischen Konzessionen, die eine Verknüpfung der Golfkrise mit dem Palästinaproblem gestatten; die Falken in den USA, auf die man sich in Israel stützt, sind gestärkt aus dem Genfer Treffen hervorgegangen; Präsident Bush hat erneut seine volle Unterstützung für Israel bekundet; und Mitterrands Pläne — die Israel scharf kritisiert — haben kaum noch Aussicht, verhandelt zu werden.

Sowohl Ministerpräsident Shamir als auch Außenminister Levy und Verteidigungsminister Arens gaben ihrer Zufriedenheit Ausdruck und betonten gleichzeitig, daß die Gefahr eines Krieges jetzt größer sei als vor dem Treffen zwischen Baker und Asis in Genf. Besonders froh war man in Jerusalem über die unverändert ablehnende Einstellung der US- Administration zu einer internationalen Nahost-Konferenz.

Wie die Tageszeitung 'Al Hamishmar‘ am Donnerstag meldete, kommt zur Zufriedenheit über die kompromißlose US-amerikanische Haltung in israelischen Regierungskreisen allerdings auch die Befürchtung, daß der Diplomatie, dabei vor allem der europäischen, immer noch eine Chance bleibt und daß die Möglichkeit einer diplomatischen Beilegung des Konflikts doch noch nicht ganz ausgeschaltet wurde. Nach Ansicht von Außenminister Levy haben weder die irakische noch die US-Regierung die Türe dazu endgültig zugeschlagen, und es sei denkbar, daß der Irak noch von diesem offenen Spalt Gebrauch mache. In einem Interview, das am Donnerstag erschien, bekräftigte er außerdem, daß es nicht genüge, wenn der Irak sich ganz aus Kuwait zurückziehe. Israels Forderung bleibe, was auch der US- Administration bekannt sei, die Ausschaltung des Saddam Hussein-Regimes und die Vernichtung des irakischen Waffenarsenals, denn sonst könne der Irak auch weiterhin seine Umgebung bedrohen. Es sei auch im Interesse der USA, daß dieses Bedrohungspotential beseitigt werde.

Wegen der gestiegenen Wahrscheinlichkeit eines Krieges am Golf hat Israel am Donnerstag seinen militärischen Alarmzustand weiter erhöht. Ein Militärsprecher sagte: „Die militärische Option bleibt jetzt die einzige, um die Ziele der USA zu verwirklichen". Nur eine Minderheit des israelischen Establishments halte Genf nicht für das Ende der politischen Bemühungen.