Aufrüstung im Mittelmeer

Bundesmarine entsendet Fregatte „Bremen“ nach Kreta/ Zerstörer üben auf den Azoren die Bekämpfung irakischer „Exocet“-Raketen  ■ Aus Bremen Barbara Debus

Der Verband von fünf bundesdeutschen Minensuchbooten, der seit August im Mittelmeer dümpelt, bekommt kurz vor Ablauf des UN-Ultimatums Gesellschaft. Am Dienstag lief in Wilhelmshaven die Fregatte „Bremen“ mit dem Begleittanker „Rhön“ aus. Ihr Zielhafen ist der Marinestützpunkt „Souda-Bay“ auf Kreta (Griechenland), wo auch die Marinesucher vor Anker gehen. Die Fregatte „Bremen“ soll unter dem Kommando eines griechischen Kapitäns den Nato-Verband „Naval on call force Mediterranean“ verstärken, der mit insgesamt fünf Fregatten und Zerstörern regelmäßige Mittelmeerübungen abhält.

Wie Oberbootsmann Joachim Radünz vom Informationszentrum der Marine in Wilhelmshaven gegenüber der taz weiter erläuterte, solle die Fregatte „Bremen“ die Lücke im Nato-Verband „auffüllen“, die dadurch entstanden sei, daß die „US- Fahrzeuge, die normalerweise im Mittelmeer operieren, weitgehend in den Golfbereich abgezogen sind“. Mit der gleichen Begründung — „Entlastung der Amerikaner an der Südflanke Nato“ — hatte die Bonner Bundesregierung am 16. August die fünf Marinesucher von Wilhelmshaven aus ins Mittelmeer entsandt.

Die Fregatte „Bremen“, heimisch in der Nordsee, ist ausgelegt für 204 Besatzungsmitglieder und kann U-Boote bekämpfen. Das „sehr leise“ Schiff der „Klasse 122“ hat zu diesem Zweck Hubschrauber und Wasserschallanlagen an Bord. Wie alle Fahrzeuge der Marine ist es mit ABC-Schutz ausgerüstet. Das Boot kann hermetisch abgeriegelt werden, um zu verhindern, daß kontaminierte Luft eindringt. Es verfügt auf dem Oberdeck über Düsen, die, mit Seewasser gespeist, Kampfstoffe abwaschen können. Auch ein Lazarett ist an Bord.

Bereits am 28. Dezember waren in Wilhelmshaven die Zerstörer älteren Typs, „Hamburg“ und „Bayern“, ausgelaufen. Sie sollen, so Radünz, auf den Azoren „mit den Amerikanern Luftabwehr üben“. Der Irak verfügt über französische „Exocet“-Raketen, die deutschen Zerstörer haben Raketen des gleichen Fabrikats an Bord. Oberbootsmann Radünz: „Es muß geübt werden, solche Flugkörper aufzufangen und erfolgreich zu bekämpfen.“ Im Falkland-Krieg hatten die argentinischen Militärs mit französischen „Exocet“-Raketen ein britisches Schiff versenkt.

Falls der Krieg beginne, kämen die bundesdeutschen Schiffe am Golf nicht zum Einsatz, versicherte der Marinesprecher. Seine Begründung: „Im Golf drängen sich schon so viele Schiffe aller Nationen, die an der Blockade beteiligt sind, daß das wenig Sinn macht.“ Eine „erdrückende Übermacht“ von 94 Schiffen der UN-Staaten plus 55 US-Kriegsbooten stünden nur 15 irakische Kriegsschiffe gegenüber.

Vor Ablauf des Ultimatums der Vereinten Nationen am 15. Januar würden keine bundesdeutschen Schiffe mehr golfwärts auslaufen. Radünz gegenüber taz: „Wir haben nichts mehr im Hafen.“