'Tribüne‘-Chefredakteur gefeuert

Berlin (taz) — Die Geschäftsführung des Verlagshauses am Treptower Park in Ost-Berlin hat Michael Bolz, den Chefredakteur der ehemaligen DDR-Gewerkschaftszeitung 'Tribüne‘, mit sofortiger Wirkung gefeuert. Donnerstag wurde der Redaktion mitgeteilt, Bolz sei sofort von seiner Funktion entbunden. Damit reagierte die aus alten Genossen des inhaftierten FDGB-Bosses Harry Tisch bestehende Geschäftsführung auf die Aktivitäten von Bolz zur Erhaltung des Blattes, das laut Beschluß der Geschäftsführung zu Ende März eingestellt werden soll. Der Konflikt zwischen der 'Tribüne‘-Redaktion und der Geschäftsführung war Anfang Januar bekanntgeworden, nachdem zwischen den Jahren die gesamte Redaktion und andere VerlagsmitarbeiterInnen ihre Kündigungen erhalten hatten. Begründung: Bei dem rapiden Auflagenverlust der Zeitung seien schon im ersten Quartal Verluste zu erwarten. Bolz hatte öffentlich gesagt, die Zeitung sei überlebensfähig, und warf der Geschäftsführung vor, alle Vorschläge ignoriert zu haben. Mit der Entlassung wird klar, daß die Gewerkschaftliche Vermögensverwertungsgesellschaft, die das Vermögen des in Liquidation befindlichen DDR-Gewerkschaftsbundes FDGB verwaltet, die Zeitung auf jeden Fall schließen will. Einer der beiden Geschäftsführer der GVVG ist ein Vertrauensmann des DGB-Bundesvorstands. marke