Fair-Versicherer tun sich zusammen

■ Genossenschaft der Fairsicherungsläden bietet KundInnen Vorteile

“Zuletzt kam jemand zu einem Fairsicherungsladen, der wollte seinen Fahrrad-Kurierdienst versichern. Solche Möglichkeiten gibt es bei normalen Versicherungen gar nicht. Aber auch dem konnten wir helfen“. Die 16 Fairsicherungsläden in 20 bundesdeutschen Städten bemühen sich nicht nur, „verbraucherorientiert“ zu beraten, sondern lösen dank ihrer vor knapp zwei Jahren gegründeten Genossenschaft zunehmend auch schwierige Probleme. Harald Deerberg ist ihr Bundesgeschäftsführer und hat sein Büro in der Bremer Kohlhökerstraße. Die im Mai 1989 gegründete Genossenschaft biete den KundInnen der Fairsicherungsläden jede Menge Vorteile, so der Alternativ-Versicherer. „Wir bieten unseren Mitglieds- Betrieben zum Beispiel umfassende Informationen über die Tarife der einzelnen Versicherungsgesellschaften an“. Wenn also die MitarbeiterInnen der Bremer „Fairfinanz“, die auch Genossenschaftsmitglied ist, keine Informationen über einen Spezialtarif haben, können sie die aus dem Archiv der Genossenschaft beziehen. Oder: Eine Kundin aus Berlin will eine bestimmte Versicherung abschließen, doch der Berliner Versicherungsladen vertritt den betreffenden Konzern nicht. In diesem Falle könnte mit Hilfe der Genossenschaft der Versicherungsabschluß über einen anderen Fairsicherungsladen, etwa in Lübeck, zustande kommen.

Der Vorteil für Normalmenschen, die sonst im Versicherungsdschungel hilflos verloren wären, rührt auch daher, daß die Genossenschaftsmitglieder einander keine Konkurrenz machen wollen. Es geht nicht darum, sich gegenseitig die Provisionen abzujagen. In dem eben geschilderten Fall würde dem Berliner Laden die Provision nicht verloren gehen, sondern die Lübecker würden das Geld zurücküberweisen.

Unter Mitarbeit der Fairsicherungsgenossenschaft wurde inzwischen das „Netz-Versorgungswerk“ gegründet. Das bietet Alters-und Berufsunfähigkeitsversicherungenfür die MitarbeiterInnen alternativer Betriebe an, und zwar zu sogenannten „Gruppentarifen“. Hinter diesen verbergen sich vom Versorgungswerk ausgehandelte Spezialtarife, die oft wesentlich günstiger sind als die normalen Einzeltarife der Versicherungskonzerne.

Die Genossenschaft der Alternativeversicherer versteht sich zwar nicht als Zusammenschluß selbstverwalteter Betriebe. Doch einige Unterschiede zu herkömmlichen Versicherungsmaklern müssen die Mitglieder schon noch aufweisen. „Sie sollten dem normalen Versicherungsgeschäft kritisch gegenüber stehen und sich auch mal Gedanken über Alternativen machen. Es müssen freie Makler sein, die nicht an einen einzelnen Versicherungskonzern gebunden sind“, sagt Harald Deerberg. Außerdem sollten sie „verbraucherfreundlich“ beraten. Mit anderen Worten: Den tatsächlichen Bedarf der KundInnen analysieren und nicht Versicherungen verkaufen, die unnötig teuer sind.

Mittlerweile betätigen sich die Fairsicherungsläden auch schon mal als Unternehmens-und AnlageberaterInnen, teilweise in Kooperation mit der Öko-Bank. Harald Deerberg: „Wenn mal jemand 50.000 Mark erbt, kann er sie in einen Windpark investieren und trotzdem neun Prozent Zinsen bekommen.“ Hannes Koch