20.000 Demonstranten gegen Golfkrieg?

■ In diesen Tagen jede Menge für den Frieden tun

Berlin. 20.000 TeilnehmerInnen und mehr erwartet die Berliner Friedenskoordination auf der heutigen Demonstration gegen den Golfkrieg. Zu dem Marsch, der um 13 Uhr auf dem Adenauerplatz startet und unter anderem am türkischen Konsulat am Kurfürstendamm und zurück zum Breitscheidplatz vorbeiführt, rufen inzwischen rund 60 Organisationen auf. Darunter der DGB, die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, der AL-Friedensbereich, die Jusos, das Bündnis 90, die Vereinigte Linke, die PDS, die Ostberliner Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Schauspieler von West- und Ostberliner Theatern, Kirchengemeinden, das Plenum der autonomen und antiimperialistischen Gruppen, Friedens- und Menschenrechtsinitiativen, kurdische Gruppen und andere mehr. Gemeinsames Motto: »Kein Blut für Öl!«.

Bereits vorher, um 11 Uhr, lädt das Ostberliner Kulturzentrum »Tacheles« und die grüne Bundestagsabgeordnete Vera Wollenberger zu einer Aktion auf dem Alexanderplatz vor dem Kaufhaus Centrum ein. Die Ufa-Fabrik wird dort ein »Trommeln gegen den Krieg« veranstalten, Wolf Biermann und Eva Maria Hagen wollen auftreten, anschließend wird unter der Regie von Freya Klier die Räumung des Alex nach einem Giftgasangriff simuliert. Die Aktion soll etwa 50 Minuten dauern, so daß genug Zeit bleibt, um sich der Demo am Adenauerplatz anzuschließen.

Ebenfalls um elf Uhr möchte das Neue Forum am Liebknecht- Denkmal in der Nähe des S-Bahnhofs Tiergarten an Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs Parole »Krieg dem Kriege« erinnern. Die Friedenskoordination Berlin, die Linke Liste/PDS und weitere Gruppen wollen ebenfalls den 71. Todestag der beiden Sozialistenführer zum Anlaß nehmen, um am Sonntag ab neun Uhr an deren Gräbern im Zentralfriedhof in der Nähe des Bahnhofs Lichtenberg gegen Krieg und »Abwicklung von Volk und Geschichte« zu demonstrieren. Für die christlich Orientierten wird am Samstag ein Friedensgebet in der Kaiser-Wilhelm- Gedächtniskirche und eine anschließende Mahnwache geboten, am gleichen Ort wollen die Berliner Philharmoniker abends für den Frieden aufspielen. Auf Bitten der evangelischen Kirchenleitungen werden am Sonntag um elf Uhr übrigens auch alle Glocken in Berlin und Brandenburg für den Frieden läuten.

Wer mehr irdisch orientiert ist, kann samstags um 20 Uhr in die Podiumsdiskussion »Krieg am Golf — Wohlstand mit Waffen verteidigen?« gehen. Ort: Institut für Mathematik der Technischen Universität, Straße des 17. Juni 136, Hörsaal He 101. Diskutanten sind Dr.Till Bastian von der Internationalen Sektion der Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Dr. Michael Lucas vom New Yorker World Policy Institute und der Orientalist Ahmad Taheri, es moderiert der ehemalige taz-Redakteur Thomas Hartmann. Gegen 23 Uhr will man zur Mahnwache an der Gedächtniskirche ziehen.

Am Montag, einen Tag vor Ablauf des Ultimatums an den Irak, plant das in der Ostberliner Umweltbibliothek angesiedelte »Aktionsplenum gegen den Golfkrieg« mit Unterstützung der »Kampagne gegen Wehrpflicht« eine Antikriegskundgebung vor dem US- Konsulat und dem Hauptquartier der US-Streitkräfte in der Clayallee. Treffpunkt um zehn Uhr ist der U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim. Man will eine Delegation zum US- Kommandeur begleiten, eine Kundgebung vor der Kaserne und ein »Die-In« veranstalten (Kontakttelefon: 8621331).

Ebenfalls am Montag organisiert das Neue Forum Friedrichshagen eine Friedensmahnwache vor der Kirche Friedrichshagen in der Bölschestraße. Zeitpunkt: fünf vor zwölf bis null Uhr.

Auch der Landesschülerverband Berlin will nicht abseits stehen: Wenn wirklich Krieg ausbreche, so seine Ankündigung, werde man den Unterricht boykottieren. usche