Konkurrenz belebt das Geschäft

■ Jörg Hoffmann und Stefan Pfeiffer gewinnen Gold und Silber und können sich trotzdem nicht leiden

Perth (taz/dpa) — Sie machen gar kein Geheimnis daraus: Der neue Weltmeister über 400-Meter-Freistil und sein Vize mögen sich nicht besonders. „Ich darf mir doch meine Freunde alleine aussuchen, oder?“, kontert der Potsdamer Jörg Hoffmann die immer wiederkehrenden Fragen der Journalisten, warum er seinen ärgsten Konkurrenten nicht besonders innig ins Herz geschlossen habe. „Wir sind zwei grundverschiedene Typen“, beendet auch der Hamburger Stefan Pfeiffer das Thema.

Im 400-Meter-Endlauf stachelte die innerdeutsche Konkurrenz beide zu herausragenden Leistungen an. Favorit und Vorlauf-Schnellster war der US-amerikanische Pole Artur Wojdat, der zwar immer noch für Polen startet, aber seine Heimat längst an kalifornischen Universitäten gefunden hat. Wojdat begann das Finale auch favoritengemäß in Führung, konnte allerdings seine Verfolger nicht abschütteln. So begann das Rennen nach 350 Metern von vorne, als Wojdat, Hoffmann und Pfeiffer gleichauf die letzte Bahn herunterpeitschten. Der 1500-Meter-Europameister Hoffmann gewann schließlich sein erstes WM-Gold, 82 Hundertstel Sekunden später schlug Stefan Pfeiffer an, für Artur Wojdat blieb nur Bronze übrig.

Als ein Reporter dem Hamburger anschließend den „ewigen Zweiten“ unterjubeln wollte, tat der zukünftige Pilot überrascht: „Wieder einmal Zweiter — ich weiß gar nicht, was Sie meinen.“ Ätsch. Obwohl er einschätzte, „die ersten 200 Meter habe ich verschlafen“, freute sich Stefan Pfeiffer vollkommen berechtigt über seine Silberplakette.

Jörg Hoffmann erklärte glückselig: „Ich bin weiter vorne gelandet als geplant.“ Die Planwirtschaft hat ein Ende. „Ich habe die Gunst der Stunde genutzt. Die 1500 Meter Freistil sind erst mein Hauptrennen.“ Dafür ist der 20jährige Ex-Armeesportler nun am Sonntag großer Favorit. Auch ihm wurde die Pfeiffer-Frage nicht erspart: „Gerüchte gibt es überall“, wehrte Jörg Hoffmann ab und ließ sich vom diesmal Unterlegenen mannhaft die Hand schütteln. Erst als die Fotografen zur Umarmung drängten, fragte Stefan Pfeiffer in beider Namen: „Sollen wir uns auch noch küssen?“

Aus dem Hoffmann-Klub in Potsdam kommt auch die 15jährige Jana Dörries. Auf der komplizierten Bahn eins mogelte sich die neue deutsche Brust-Hoffnung im 100-Meter-Rennen auf den Silberrang, nachdem sie auf der doppelten Distanz schon Dritte wurde. Nur die Australierin Linley Frame war schneller — zur überschwenglichen Freude des Perther Publikums. Die Bronzemedaille gewann die 100-Meter-Weltmeisterin Jelena Wolkowa (UdSSR).

Eine weitere Silbermedaille erkraulte die 4 x 100-Meter-Freistilstaffel. Peter Sitt, Dirk Richter, Steffen Zeßner und Bengt Zikarsky schlugen als Zweite hinter den USA, aber vor Europameister UdSSR an und sammelten die neunte Medaille für die Schwimmer der Bundesrepublik ein (USA: 20).

Die anderen Schwimm-Entscheidungen fanden praktisch ohne deutsche Beteiligung statt. Im 100-Meter-Schmetterling-Finale ärgerten zwei Chinesinnen die Favoritin Catherine Plewinski (Frankreich). Die Olympia-Dritte Qian Hong siegte vor Wang Xiaphong. ARD-Reporter Wontorra wußte genau, warum: „Die haben so breite Schultern und so tiefe Stimmen!“ Das ärgerte ihn an Mike Barrowmann nicht. Der US- Sonnyboy sorgte für den schwimmsportlichen Höhepunkt des Tages. In 2:11,23 stellte er einen phantastischen Weltrekord über 200 Meter Brust auf, ließ dem ungarischen Youngster Norbert Rosza und Europameister Nick Gillingham (Großbritanien) keine Chance.

Schließlich ersprang und erdrehte sich noch die Leipzigerin Brita Baldus Bronze im Kunstspringern der Frauen. Schon ihre zweite Goldmedaille gewann die Olympiasiegerin Gao Min, die im übrigen, Herr Wontorra, durchaus mit piepsig hohem Stimmchen spricht. Aber sie muß ja auch nicht schwimmen. bossi