IG-Medien: Boykott
■ Letzte Waffe der Mitglieder gegen hauptamtlichen Gewerkschaftsfunktionär/ Sekretär soll zurücktreten
Bremen (taz) — 300 Mitglieder der IG-Medien im Bezirk Bremen-Niedersachsen haben ihrer Gewerkschaft mit sofortiger Wirkung die Bankvollmacht über ihr Konto gekündigt. Vom kommenden Monatsende an zahlen sie ihren Mitgliedsbeitrag auf ein Sperrkonto ein. Gestern gingen die Boykotterklärungen mit einem formlosen Begleitbrief an den Hauptvorstand der Gewerkschaft nach Stuttgart. Damit hat die Debatte um den hauptamtlichen Gewerkschaftsfunktionär in Bremen, den Bezirkssekretär und SPD-Abgeordneten des Bremer Landtages, Dieter Wilhelmi, ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.
Die MedienarbeiterInnen aus Bremen werfen Wilhelmi „gewerkschaftsschädigendes und autoritäres Verhalten“ vor und forderten ihn nach einer Mitgliederversammlung ihres Ortsvereins zum Rücktritt auf. Gleichzeitig legten sie eine zentimeterdicke Dokumentation mit den Verfehlungen ihres Funktionärs vor. Dies war Ende September.
Doch Wilhelmi wich monatelang der geforderten Klärung durch die Gremien aus. Mit fadenscheinigen Begründungen blieb er weiteren Mitgliederversammlungen fern. Stattdessen zog er durch die benachbarten kleinen Ortsvereine auf Stimmenfang. Sympathiebekundungen erschienen in den Gewerkschaftspublikationen in weitaus größerem Umfang als kritische Stimmen und Artikel über die eigentlichen Vorwürfe gegen Wilhelmi. Mit Unterstützung des zuständigen Funktionärs Günter Rodewig aus dem Landesvorstand wurde seitdem gegen den mitgliederstärksten Ortsverein des Landesbezirks Stimmung gemacht: Die rebellierenden Gewerkschafter wurden als „stark links orientiert“ und „Sektierer“ diffamiert: In „finsteren stalinistischen Schauprozessen“ bzw. „kommunistischen Volkstribunalen“ versuchten sie, ihren Bezirkssekretär „dialektisch hinzurichten“.
Mittlerweile hat sich auch der Stuttgarter Hauptvorstand bei einem ersten vermittelnden Gespräch eingeschaltet. Doch trotz sechsstündiger Debatte kam es nur zu einem Ergebnis: Das Gespräch wird vertagt. Ra
