Israel: Vorbereitungen für den Kriegsfall

 ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

In Israel herrscht hohe Alarmbereitschaft. Die Regierung hat ausländische Berichte über eine teilweise Mobilisierung von Reserveeinheiten nicht dementiert. Mit seinem Fernsehauftritt unterstrich der Luftwaffenkommandeur die absolute Einsatzbereitschaft der Luftwaffe. Der Bevölkerung hier wird versichert, daß sie sich nicht beunruhigen solle: Anfliegende Flugzeuge könnten abgefangen werden. Auch im Falle einer Verwicklung in den Krieg werde Israel nur ein Nebenschauplatz sein. Denn der Irak könne es sich gar nicht leisten, seine Flugzeuge und begrenzte Zahl verfügbarer Raketen zu verschwenden.

Wenn Alarm gegeben wird, sollen die Leute mit Gasmasken in ihren Wohnungen bleiben, möglicherweise einen Innenraum mit Klebestreifen gegen Gas abdichten, und auf weitere Anweisungen im Radio hören. Wer es sich leisten kann, hat große Nahrungsmittelvorräte gekauft. Der offiziell verbreitete Eindruck, daß „alles in Ordnung und unter Kontrolle sei“ kann auf niemanden überzeugend wirken, der in diesem Jahrhundert schon mehrere Kriege erlebt hat.

Einige israelische Militärexperten haben ihren Bedenken darüber Ausdruck verliehen, daß es immer noch keine operationale Koordination zwischen dem amerikanischen Hauptquartier in Saudi-Arabien und dem israelischen Oberkommando gebe. Trotz des strategischen Übereinkommens zwischen beiden Ländern haben die Amerikaner es bislang vermieden, ihre militärischen Pläne im Golf mit denen Israels abzustimmen. Der Militärexperte von „Haarez“ fordert eine operationelle Zusammenarbeit. Andernfalls bestehe die Gefahr, daß — bei einem israelischen Gegenschlag gegen den Irak — amerikanische und israelische Flieger versehentlich aneinandergeraten und Schaden nehmen könnten.

Unterdessen wird in Israel der Besuch des amerikanischen Vize-Außenministers Lawrence Eagleburger mit einer „geheimen“ Botschaft Bushs an Shamir erwartet. Die Regierungschefs haben in dieser Woche bereits zweimal miteinander telefoniert. Israelische Quellen betonen, daß der Informationsaustausch zwischen dem amerikanischen und israelischen Geheimdienst sich in jüngster Zeit stark verbessert habe. Sowohl im Likud als auch in der Arbeiterpartei gibt es jetzt Rufe nach der „Wiederherstellung einer Notstandsregierung der nationalen Einheit“. Schamir hat noch keine Entscheidung getroffen, wird aber vielleicht Rabin und Peres in den inneren Kreis des Kabinetts kooptieren. Das heißt, wenn es Krieg gibt.