Jobs für „schwer Vermittelbare“

■ Neues ABM-Programm für 1.000 BremerInnen / 60 Träger gesucht

Zwei gute Nachrichten präsentierte Arbeitssenator Klaus Wedemeier gestern der Presse: Endlich gibt es auch in Bremen weniger Arbeitslose (vgl. Kasten und Artikel unten). Und: Mit einem zusätzlichen Sonderprogramm soll zunächst 1.000 Langzeit-Arbeitslosen zunächst in ABM-Beschäftigung verholfen werden.

„Wer lange arbeitslos ist, fühlt sich so, als würde er nicht mehr gebraucht — und bekommt das auch von anderen zu spüren“, erklärte Wedemeier, „da gehen nicht nur die beruflichen Kenntnisse, sondern auch Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl verloren.“ 17.000 Menschen, die ein Jahr oder länger arbeitslos sind, gibt es in Bremen. 1.000 von ihnen sollen im nächsten Jahr jedenfalls ordentlichen ABM-Lohn bekommen. Wer außer der Langzeit-Arbeitslosigkeit noch eine oder mehr „vermittlungshemmende Eigenschaften“ hat, so das Behördendeutsch, wird bevorzugt eingestellt: Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Ganz bewußt soll die ABM-Förderung in diesem Programm vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Nicht AkademikerInnen, sondern eher die sogenannten „Hilfskräfte“ werden gefördert, und zwar gleich von vornherein für zwei Jahre.

Im Bereich der Umwelt- und Stadtökologie sollen die neuen ABM-Kräfte zum Beispiel Wertstoffe recyclen, Schulhöfe entsiegeln, im Natur-und Umweltschutz und auch für das Gartenbauamt nützliche und sinnvolle Arbeit tun. Und: Sie werden arbeiten überall, wo es um Pflege und Betreuung von Alten, Kranken und Behinderten geht — „besonders wichtig auch angesichts des Rückgangs der Zivildienstleistenden“, betonte Wedemeier.

1.000 neue Jobs für zwei Jahre, bei einem Bedarf von 17.000, das ist wenig. Das wußte auch der Arbeitssenator. „Aber dies soll der Anfang sein — und man muß auch die 1.000 erst mal bewältigen.“ Weil Menschen, die seit Jahren ohne feste Tagesstruktur leben, mehr als einen Arbeitsvertrag brauchen, um das Berufsleben zu schaffen, werden 60 „AnleiterInnen“ gesucht, die je 15 Arbeitslose in den neuen Jobs betreuen, ihre Sprache sprechen, „sie notfalls auch mal zu Hause abholen“, so Wedemeier, „Ältere sind uns da mit ihrer Lebenserfahrung als Anleiter besonders willkommen.“

Zusätzlich zu den 2,7 Mio., die die Bürgerschaft für Sachmittel schon bereitgestellt hatte, beschloß gestern die Arbeitsdeputation, 3 Mio. für die AnleiterInnen, die über die Träger per Personalkosten-Zuschüsse finanziert werden. Das Geld wird per Umschichtung abgezogen aus Beschäftigungs-Maßnahmen im Öffentlichen Dienst. Gesucht werden noch geeignete Träger im sozialen und ökologischen Bereich. Auch Beschäftigungs-Initiativen, so Wedemeier, seien da willkommen und „besonders geeignet“.

Damit die ABM-Beschäftigten nach zwei Jahren nicht wieder ins Nichts fallen, sei inzwischen ein „Förderketten-Programm“ mit den Arbeitsämtern verabredet. Künftig sei es möglich und angestrebt, eine zweijährige ABM- Beschäftigung einschließlich Betriebspraktika und sozialpädagogischer Betreuung zu verbinden und nachher entweder eine gezielte Fortbildung anzuschließen oder mit Wiedereingliederungsbeihilfen neuer Arbeitslosigkeit vorzubeugen.

S.P.