Spenden gegen das Aus

■ Solidarität hält Radio 100 über Wasser

Berlin. Eine HörerInnen-Initiative ruft zu Spenden auf, kürzlich gab es ein Soli-Konzert, im Februar werden sympathisierende Homos in der Alten TU Mensa per Schwulenfete Kapital für Radio 100 aquirieren. Manche Berlinerin fastet gar für ihren Lieblingssender und spendet das vom Mund abgesparte Geld. Der links-alternative Sender Radio 100 sucht einen Weg aus dem Finanzdebakel. Inzwischen ist selbst Geschäftsführer Thimme froh über die Spenden. Er war zunächst skeptisch gewesen, weil die Aktion einen geschäftsschädigenden Eindruck auf neue Geschäftspartner machen könnte. Thimme: »Grundsätzlich finde ich es gut, wenn Leute Geld für uns sammeln. Damit kommen wir leichter ins neue Jahr.« Redakteur Mario Neumann sieht es drastischer: »Mit dem Geld der Kampagne können wir das drohende finanzielle Aus nun von Monat zu Monat abwenden.« Das dringend benötigte Geld, so Neumann, reiche jedoch leider nicht für eine Sanierung des Senders.

Seit Monaten verhandelt man mit dem französischen Kommerzfunkriesen NRJ. Das Rundfunkunternehmen NRJ (sprich: energy) das in der Frankreich 130 Lokalradios aufgekauft und auf seicht getrimmt hat, soll 34 Prozent der Geschäftsanteile, die dem Mitarbeiterverein gehören und weitere 14 Prozent übernehmen. Bislang steht die Genehmigung des Deals durch das Funk-Aufsichtsgremium Kabelrat noch aus, mehrfach vertagte man sich, am 25. Januar ist ein neuer Termin angesetzt. Eine neue Dudelwelle für Berlin will der Kabelrat nicht zulassen, schließlich bekam Radio 100 seine Lizenz vor Jahren gerade wegen seiner Minderheitenprogramme. Kürzlich hat Radio 100 eine neue Frequenz auf 101,3 MegaHertz beantragt, damit auch weitergesendet werden kann, wenn man sich eventuell erneut auf die jetzige Frequenz 103,4 bewirbt. Inzwischen steht auch ein neuer Interessent auf der Matte. Die Berliner Mediengruppe Schmidt und Partner (Elefantenpress, 'Titanic‘, 'Freitag‘). Sie will, so Manager Erik Weihönig, dafür sorgen, »daß die Anteile in der Stadt bleiben.« Das »Redaktionskonzept« solle dann weiter von den »bisherigen Machern und Macherinnen bestimmt werden«. kotte