Anlage-Kunst in der Krise

■ Wie man mit der Schmidt-Bank am Golfkrieg verdient MIT DEN KRIEGSGEWINNLERN AUF DU UND DU

Nürnberg (taz) — Ein Mensch, der eifrig die schönen Künste fördert, muß nicht zwangsläufig ein Verächter schnöden Mammons aus nicht ganz so schönen Geschäften sein. Karl Schmidt, Eigner der mit 90 Filialen größten Privatbank in Bayern, hat sich in Nürnberg einen Namen als Kunstmäzen gemacht. Schmidt sponsort Ausstellungen und bringt auch die Antikriegs- Stücke des Polen Kantor auf die Bühne. Sein Bankgeschäft floriert, und davon soll die Kunst entsprechend profitieren.

Profitieren lassen will Karl Schmidt neben kriegskritischen Künstlern aber auch seine treuen KundInnen, und sei es von einem Krieg am Golf. In einem Rundschreiben an die Depotkunden der Bank warnt er die AnlegerInnen zunächst vor einem Absacken der Aktienkurse, sollte es nach dem 15. Januar zu einem Krieg in der Golfregion kommen.

Doch dies sei kein Grund, schwarz zu sehen, beruhigt er die verunsicherten Kleinaktionäre; es gebe ja die Deutsche Terminbörse. „Sie haben die Möglichkeit, durch den Kauf von Optionen sich gegen Kursverluste in Ihrem Depot abzusichern und sogar die Chance, an fallenden Aktienkursen zu verdienen.“

Sollte es andererseits doch noch zu einer friedlichen Lösung am Golf kommen, könne man „mit relativ geringem Kapitaleinsatz“ an einem Kursanstieg der deutschen Börse finanziell teilhaben. Ob Krieg, ob Frieden — business as usual. Die schönen Künste werden's ihrem Mäzen danken. Bernd Siegler