: Britisches Understatement
■ „Dempsey and Makepeace“ — 21.20 Uhr, Bayern 3
„Kommt es zum Kampf um die Wagenburg, bin ich es, der die Waffen austeilt.“ Dieser nachdrückliche Hinweis des Chefs der Sondereinheit ST-10 ist dringend nötig, denn der amerikanische Cop Dempsey kann sich einfach nicht daran gewöhnen, daß die Polizisten in Großbritannien keine Waffen tragen — schon gar nicht ausländische Beamte, die zu Weiterbildungszwecken abgeordnet wurden. Immer wieder kommt der Amerikaner mit den Dienstbestimmungen in Konflikt, aber auch die Polizistin, der er zugeteilt wurde, hat so ihre Last mit dem selbstherrlich sich aufplusternden Chauvi, der ihr gleich zu Beginn ihres gemeinsamen Dienstes unverblümt erklärt: „Ganz objektiv: Frauen gehören nicht zur Polizei. Sie haben einfach kein Gespür dafür, wie ein kriminelles Gehirn funktioniert und sind der psychischen Belastung nicht gewachsen.“ Keine Frage, daß Sergeant Harriet Makepeace dies ganz anders sieht. Und die überhebliche Art ihres Partners verbessert nicht gerade beider Verhältnis. Dempsey neigt dazu, Dirty Harry zu spielen: Er wird Verdächtigen gegenüber tätlich, läßt rüde Sprüche („Wenn Sie sich bewegen, ist der Rest der Haare flöten“) und klaut seine Waffe zurück — aus dem Schreibtisch des Chiefs.
Die neunteilige britische Krimiserie Dempsey und Maskepeace lebt vom gegensätzlichen Naturell der beiden Titelfiguren, aber auch — in der Tradition von Kinofilmen wie Brannigan — Ein Mann aus Stahl oder Ein Fisch namens Wanda — von den Mißverständnissen und Mentalitätsunterschieden zwischen US- Amerikanern und Briten. Besonders das Ami-Gehabe wird aufs Korn genommen, etwa wenn der Gastpolizist Dempsey irritiert reagiert, als man ihm in einem Pub ein Trinkglas anbietet — er ist es gewohnt, sein Bier aus der Flasche oder der Dose zu trinken. In solchen Szenen werden die Details akkurat plaziert. Da stimmen die Typen an der Theke im Pub ebenso wie Dempseys ultracoole Sonnenbrille, die ihn schon auf hundert Yards als Amerikaner ausweist. Wenn da britisches Understatement und amerikanischer Überschwung bei der gemeinsamen Arbeit an der Aufklärung spektakulärer Kriminalfälle in Konflikt geraten, bekommen beide Seiten ironische Seitenhiebe ab — zum ungeschmälerten Vergnügen des Zuschauers. H.K.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen