BRD-Waffenschmieden liefern weiter an Irak

■ Zwei Embargobrecher aufgelaufen/ Über 100 Ermittlungen

Basel (taz) — Unbeeindruckt von der Kriegsgefahr am Golf haben deutsche Techno-Söldner das UNO-Embargo gegen den Irak unterlaufen und Saddam Husseins Waffenschmieden weiterhin mit Rohstoffen und High-Tech versorgt. Jetzt wurden die ersten konkreten Fälle bekannt: Am Dienstag nachmittag standen Zollfahnder bei der Havert GmbH in Neu- Isenburg bei Frankfurt auf der Matte. Die Handelsfirma steht unter dem Verdacht, Raketenkomponenten und Bombenabwurf-Mechanismen in den Irak verschoben zu haben. Ins Visier der Ermittler geriet außerdem eine Firma im Raum Duisburg, die Rohlinge für Granathülsen über die Türkei in den Irak schmuggeln wollte. Bereits vorige Woche stoppte der Frankfurter Flughafenzoll High-Tech-Gerät, das in der chemischen und Nuklearindustrie verwendet wird. Bislang unbekannte Hintermänner einer schweizerischen Briefkastenfirma wollten es via Zypern und Jordanien in den Irak schleusen.

Insgesamt überprüfen die Zollbehörden nach eigenen Angaben derzeit über hundert Firmen auf mögliche Verletzungen des UNO-Embargos; gegen sieben von ihnen laufen bereits förmliche Ermittlungsverfahren. SEITE 5