Holz zum Anfassen

■ Kunst für Kinder — Norbert Pohl

Ist es die warme Ausstrahlung und das in runde, weiche Formen gebrachte Material oder die Erinnerung an eigene Kindertage? Auf jeden Fall scheint die Popularität von Holzspielzeug bis heute unbegrenzt zu sein.

Der Berliner Künstler Gerhard Pohl zeigt jetzt im Vestibül der Deutschen Staatsbibliothek eine eindrucksvolle Ausstellung von Arbeiten aus seinem umfangreichen Werk. Zum einen wird ein großer Teil seiner neuen Bilder aus dem noch nicht veröffentlichten Buch »Die Arche Noah« präsentiert, zum anderen dokumentiert sich die Vielseitigkeit des Künstlers im Umgang mit dem Material Holz.

Besonders die Märchenwelt scheint es Gerhard Pohl angetan zu haben. Seine zahlreichen Märchenfiguren entführen den Betrachter in die Welt der Phantasie. Die hölzernen Wesen sind zumeist in dunklen, warmen Farben gehalten, die die Eigenwilligkeit der Formen unterstreichen. Es gibt keine Ecken und Kanten bei Hunden, Katzen, Vögeln und Krokodilen: wellenartig dehnen sich die Linien aus und verleihen der Figürlichkeit der Stücke eine Weichheit, die geradezu einlädt, mit den Fingern über die glatte »Haut« zu streichen. Ob Wolkenhäuser, Wunderblumen oder dahingaloppierende Schaukelpferde — es ist ein Vergügen, sich den ästhetischen Reizen der Plastiken und Spielzeuge aus Holz auszusetzen.

Aber nicht nur Stoffe aus der Sagenwelt hat Gerhard Pohl in seinen Werken umgesetzt: auch aus dem Alltag schöpft er seine Ideen. Der Meisterschüler von so namhaften Professoren wie Werner Klemke, Arno Mohr oder Klaus Wittkugel unternimmt Streifzüge durch das eigene Land. Ganzen Dorfgruppen mit Häusern, Brunnen und Marktplätzen, sorgsam arrangiert, verleiht er eine Lebendigkeit, die alles andere als hölzern wirkt. So entstehen Lausitzer Landschaften oder brandenburgische Städtchen. Daß Gerhard Pohls Reisen nicht wirkungslos an ihm vorbeigegangen sind, zeigt sich besonders in den Motiven russischer und islamischer Ornamentalik, die Bewegung und Formschönheit vereinigt.

Der interantional anerkannte Künstler hat es geschafft, Funktionalität und Kunst miteinander so zu vereingigen, daß Auge und Tastsinn gleichzeitig gleichzeitig motiviert werden. Die Dinge in die Hand zu nehmen. Daß Kinder seine Werke verehren, ist unbestritten. Für sie sind sie schließlich gemacht. Boris Erdtmann

bis 26.1. in der Deutschen Staatsbibliothek, Unter den Linden, Berlin-Mitte, Mo-Fr 9 bis 21, Sa 9 bis 17 Uhr