Berlins Wasser wird teurer

■ Neuer Senat soll über Anhebung der Wassertarife entscheiden/ Investitionen im Ostteil gefährdet

Berlin. Bei den zum städtischen Eigenbetrieb vereinigten Wasserbetrieben (BWB) und der Wasserversorgung und Abwasserbehandlung (WAB) hängt ein gutes Drittel der für dieses Jahr geplanten Investitionen wegen ausstehender politischer Beschlüsse in der Luft.

Für die Sicherung der städtischen Trinkwasserversorgung und Entwässerung möchten die Wassermänner insgesamt 675 Millionen Mark ausgeben, doch allein für den Bereich der Ostberliner WAB fehlen rund 200 Millionen. Im Etat der Wasserbetriebe des Westteils beträgt die Deckungslücke zwar lediglich knapp 46 Millionen Mark. Deshalb ist nur eine »vorläufige« Wirtschaftsführung möglich. Immerhin gibt es hier einen festgelegten Wirtschaftsplan, während über die WAB-Finanzen überhaupt erst der Verwaltungsrat entscheiden muß. Ursache der Unsicherheiten sei, daß sich der Senat noch nicht konstituiert habe und Beschlüsse über den Nachtragshaushalt für 1991 sowie eine beantragte Tariferhöhung ausstünden, erklärte gestern der technische Geschäftsleiter der Wasserbetriebe, Heinz Tessendorf.

Beantragt ist, zum 1. Juli die Tarife für den Kubikmeter Trinkwasser im Westteil der Stadt auf 1,47 Mark und im Ostteil auf 1,67 Mark anzuheben. Die Abwasserentgelte sollen auf 2,68 Mark beziehungsweise 1,68 Mark klettern. Insbesondere sei auch unsicher, in welcher Höhe das Land Berlin Gelder in Form von Kapitalzuführungen und Fremddarlehen bewilligt, sagte Tessendorf. Von den beantragten Kapitalzuführungen bringe man rund 47 Millionen Mark sozusagen selbst mit, denn das seien Grundwasserentnahme-Entgelte, die ab diesem Jahr auch die Ostberliner Wasserwerke zahlen müßten. Der Ostberliner WAB-Betriebsteil habe schon vorsorglich einen internen »Reduzierungsplan« ausgearbeitet.

Dabei werde angenommen, daß es mit der Tariferhöhung Essig sei, der Senat kein Entgelt für die Entwässerung der öffentlichen Straßen und Plätze zahlt und keinerlei Kosten für den Bau von Regenwasserkanälen und die Verlegung von Wasserrohren im Zuge von Straßenbauten erstattet. Bei dieser Mittelkürzung könnten in Ost-Berlin beispielsweise die Wasserwerke nicht weiter saniert werden.

Auch jetzt bei der Stadtreinigung angestellte Überlegungen, von der Rechtsform des Eigenbetriebes Abschied zu nehmen, nannte der Geschäftsleiter bei der finanziellen Zwickmühle nur »natürlich«. Tessendorf: »Berlin könnte sich um einen großen Batzen entschulden.« Grob geschätzt müßten die beiden Wasserbetriebe nämlich von 1992 bis 1995 noch die gigantische Summe von 4,9 Milliarden Mark investieren. Allein zwei Milliarden werde bis 1996 der Ausbau der Kläranlagen und die Klärschlammverbrennung kosten. thok