Flughafenkontrollen verschärft

Die Sicherheitsmaßnahmen auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen wurden drastisch verschärft/ Bisher keine Einschränkung der Visa- und Einreisebestimmungen  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) — Der Golfkrieg tobt und für die Zivilluftfahrt werden Anschläge von Terrorkommandos befürchtet. Deshalb hat die Frankfurter Flughafen Aktiengesellschaft (FAG) Zuständigkeiten abgeben müssen. Für die Belange der „Abfertigung und Flugfeldkontrolle“, so FAG-Sprecherin Weiss, sei ab sofort und ausschließlich das hessische Ministerium für Wirtschaft und Technik zuständig. Für alle anderen Sicherheitsmaßnahmen des Großflughafens trage das hessische Innenministerium die Verantwortung.

Dort bestätigte Günther Jaltzke, Sprecher des Innenministers Hartmut Nassauer (CDU), daß schon seit Tagen alle den Flughafen betreffenden Sicherheitsfragen in beiden Ministerien erörtert und „im ständigen Dialog mit Bonn“ abgesprochen und umgesetzt würden. Jaletzke: „Wir analysieren stündlich die Lage und ergreifen entsprechende Maßnahmen.“ Was er unter „entsprechende Maßnahmen“ versteht, wollte Jaletzke „aus Sicherheitsgründen“ im Detail nicht sagen. Das gesamte Flughafengelände werde in „geeigneter Form“ im Auge behalten, die Vorfeldkontrollen seien verstärkt und die Fluggäste vorsorglich darauf hingewiesen worden, daß sie zum „Einchecken“ Zeit mitbringen sollen.

Die Passagiere wurden aufgefordert, den Zeitpunkt ihres Abfluges bei der Fluggesellschaft abzufragen und unbedingt einzuhalten. Es könnte zu Verspätungen und in Einzelfällen auch zu Streichungen von Flügen kommen. Darüber hinaus müßten die Passagiere „in diesen Tagen“ auf die Mitnahme von Radios und anderen elektrischen Geräten verzichten.

Hysterie werde in Wiesbaden nicht geschürt, meinte Jaletzke, obgleich sein Minister Nassauer zu Wochenbeginn die Bevölkerung im allgemeinen und die Flugpassagiere im besonderen aufgefordert hat, die Augen offenzuhalten. Sie sollten „verdächtige Wahrnehmungen“ der Polizei oder anderen Dienststellen melden. Gerade der Flughafen sei nun einmal — nach den Drohungen des irakischen Diktators Saddam Hussein — ein „besonders gefährdeter Bereich“. Jaletzke: „Wir wollen in Hessen nicht den Blockwart wieder einführen.“

Auf dem Rhein-Main-Flughafen selbst war gestern, nur Stunden nach dem Angriff auf den Irak, von den verschärften Sicherheitsmaßnahmen kaum etwas zu bemerken. Ohne Vorfeldkontrollen konnten Passagiere und Besucher mit dem Auto bis vor das Flughafengebäude fahren. Wie immer patrouillieren Grenzschutzbeamte mit Maschinenpistolen durch die An- und Abflughallen — seit gestern zusammen mit hessichen Bereitschaftspolizisten.

Als besonders gefährdet eingestufte Fluggesellschaften, vor allem die US-amerikanischen und die arabischen Airlines, haben vor den Abfertigungsschaltern Sperranlagen errichtet. „Einzelabfertigung“ heißt das Gebot der Stunde — und bei Pan Am und der Saudi-Arabischen Fluggesellschaft haben Grenzschützer die Überwachung beim Einchecken übernommen. Vor den Abfertigungsschaltern bilden sich lange Warteschlangen.

Die Schalter der israelischen Fluggesellschaft sind seit Tagen geschlossen. Vereinzelt weisen die Fluggesellschaften an diesem Vormittag ihre MitarbeiterInnen in die neuen Sicherheitsbestimmungen ein. Dabei ist allen Beschäftigten der Flughafengesellschaft klar, daß es auf einem Flughafen, der täglich von Tausenden frequentiert wird, eine perfekte Sicherheit nicht geben kann. „Wir tun hier das Mögliche, ohne wahrscheinlich damit das Undenkbare verhindern zu können“, meint eine Mitarbeiterin einer italienischen Fluggesellschaft.

Das scheint man auch im Bonner Innenministerium so zu sehen. Ein Sprecher Schäubles erklärte vor Beginn des Golfkrieges, daß weder die Visa- noch die Einreisebestimmungen geändert worden seien. Allerdings hätten die Botschaften in der gesamten Krisenregion Naher Osten Anweisungen erhalten, Anträge auf Visa für die Einreise in die Bundesrepublik „sehr sorgfältig“ zu prüfen. Ob gestern neue Orders ausgegeben wurden, war nicht zu erfahren.