: Erdöl deutlich billiger
■ Preisrutsch um sechs Dollar pro Barrel/ Entwicklung bei Benzin unklar/ IEA setzt dennoch Notstandsplan in Kraft
Hamburg (dpa/ap) — Nach Ausbruch des Golfkrieges am Donnerstag ist Rohöl weltweit bis zu sechs Dollar billiger geworden. Der Aral- Konzern gab am Morgen noch eine Benzinpreiserhöhung um drei bis vier Pfennige bekannt, nahm sie aber am Mittag wieder zurück. Die Produktenpreise seien in Rotterdam „eingebrochen“. Bleifreies Normalbenzin kostete nach Angaben des Unternehmens um 12 Uhr nur noch 400 Mark je Tonne nach 486 Mark am Mittwoch.
Am Rotterdamer Spotmarkt fiel der Preis pro Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent bis zum Mittag um knapp sechs Dollar auf 24,50 Dollar. Die Tonne Heizöl verbilligte sich seit Handelsbeginn um 90 Dollar auf 290 Dollar. Händler begründeten die Entwicklung mit Hoffnungen auf ein schnelles Ende des Krieges.
In London wurde Brent bis mittags 2,90 Dollar niedriger gehandelt und notierte bei 23,25 Dollar. Die Furcht vor Versorgungsengpässen bei Rohöl aus der Golfregion sei geschwunden, sagte ein Händler. In Japan stieg der Barrelpreis für die arabische Sorte Dubai kurz nach Beginn der Kampfhandlungen zunächst steil um 5,75 Dollar auf 31,55 Dollar. Die von US-Medien gemeldeten Erfolge der alliierten Luftstreitmacht unter Führung der USA ließen den Preis aber rasch sinken: Am Donnerstag nachmittag (Ortszeit) notierte das Barrel noch bei 22,75 Dollar, 3,05 Dollar niedriger als am Vortag.
In den USA waren am Mittwoch die Großhandelspreise von den US- Ölkonzernen eingefroren worden, um zu starke Preisausschläge zu verhindern.
Preissenkend wirkte sich auch der Beschluß der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris aus, ihren am vergangenen Freitag beschlossenen Notstandsplan in Kraft zu setzen. Sie forderte die Mitgliedsländer auf, innerhalb von zwei Wochen 2,5 Millionen Barrel täglich auf den Markt zu bringen. Die EG-Kommission erwägt, den Ölverbrauch um sieben Prozent einzuschränken. Es handele sich um eine vorbeugende Maßnahme, so die EG-Kommission.
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