Kids gehen gegen Krieg auf die Straße

Dresdner Kinder gegen Verdrängungsmechanismen, für eine gewaltlose Lösung des Golfkonflikts  ■ Aus Dresden Detlev Krell

Unablässig streben Menschen in die Dresdner Kreuzkirche. Sie schweigen und beten für den Frieden, sie unterschreiben Resolutionen an die Bundesregierung, alles erdenkliche zu unternehmen, um den Krieg zu beenden. Die DresdnerInnen sind von den Teilnehmern eines Friedensgebetes ausgerufen worden, mit weißen Fahnen für eine gewaltlose Lösung des Golfkonflikts und für eine Nahost-Friedenskonferenz Zeichen zu setzen. Den dritten Tag schon steht die Mahnwache auf dem „Platz der Gewaltfreiheit“, der Prager Straße. Kinder und Studenten aus Dresden und Meißen zogen am Morgen des Kriegsausbruchs zum Sitz der Landesregierung und erzwangen für eine Abordnung ein Gespräch bei Innenminister Krause. Doch die jungen Leute konnten in der Unterredung nur den Minimalkosens erreichen, daß schnellstens Frieden werden möge. „Das eine ist, was wir wollen, das andere, was politisch möglich ist“, erklärte der Innenminister. Kanzleichef Vaatz stellte klar: „Sie werden die Bundesregierung und auch uns nicht dazu bringen, der UNO in den Rücken zu fallen.“ Die Demonstranten hatten von der Landesregierung gefordert, in Bonn zu intervenieren. Der Bundestag solle auf seiner Krisensitzung jegliche Beteiligung Deutschlands an diesem Krieg ausschließen und die deutschen Truppen sofort aus der Türkei zurückziehen. Über diese Meinung aus dem Volk werde er Bonn unterrichten, sicherte Krause zu, der in seiner Argumentation den Golfkrieg als eine gescheiterte Politik und als letztlich unausweichlich darstellte. „Kann hingenommen werden“, fragte Vaatz, „wenn versucht wird, Macht und Machtmittel zu erweitern und ein Machtzentrum zu schaffen?“ Um diese Frage könne sich keine Friedensbewegung drücken. Beide Politiker finden im Gegensatz zu den jungen Friedensdemonstranten, die „Verhältnismäßigkeit der Mittel“ werde in diesem „Krieg der UNO“ gewahrt. Die 17jährige Meißner Schülerin Katja Schmidt erzählte, wie sie mit ihren Freunden in der Nacht auf der Mahnwache geweint und die Bürger in den Gaststätten weiter ungerührt ihren Wein getrunken hatten. Auf der Demo durch die Stadt wurden die Jugendlichen von Passanten beschimpft und von Autos bedrängt. Superintendent Christof Ziemer hatte der Mahnwache am Abend Mut zugesprochen. Er sei froh darüber, daß Kinder und Jugendliche gegen die Verdrängungsmechanismen ihrer Eltern für den Frieden auf die Straße gingen.