: Wenn der Bürgermeister Klartext redet,...
■ ...bekommt jeder sein Fett ab / Bürgermeister bereitet Partei lansam auf die FDP vor
Wenn Bürgermeister Klaus Wedemeier seinen Genossen ins Gewissen redet, dann ist die Tür in der Regel fest geschlossen. Wie auch am vergangenen Wochenende, als die SPD ihre Funktionäre versammelt hatte, um sie auf den kommenden Wahlkampf einzustimmen. 13 Seiten engbedruckten Papiers hatte der Bürgermeister mitgebracht, darin enthalten eine ganze Reihe von Ohrfeigen für eine ganze Reihe von Genossen, die der Bürgermeister aber lieber nicht beim Namen nennte wollte.
Wer z.B. ist das? „Geradezu gewünscht wird die öffentliche Darstellung erbrachter Leistungen anstelle der Verkündung nicht finanzierbarer und schon gar nicht abgestimmter Pläne.“ Hier müßte Sabine Uhl zusammengezuckt sein und sich sehr für ihre Kindergartenpläne geschämt haben.
Aber auch Ilse Janz und Claus Dittbrenner bekamen ihr Fett ab. Denn wer, wenn nicht die Partei, ist dafür zuständig, „darauf aufmerksam zu machen, wieviel wir schon von unserem Bremen-Plan umgesetzt haben“. Und wer, wenn nicht die Fraktion, „war bis heute nicht in der Lage, durch eine Abgeordnetenzeitung die gute Arbeit in Parlament und Senat zu vermitteln.“
Die Zurückhaltung geht Klaus Wedemeier auch nicht verloren, wenn er Politiker anderer Parteien kritisiert. Wer zum Beispiel ist bei den Grünen ein „Aufgebrochener, neuerdings Abgebrochener?“ Ralf Fücks. Und überhaupt die Grünen: Auf die ist der Bürgermeister so schlecht zu sprechen, daß sich eine Koalition nach den Wahlen von alleine ausschließt. O-Ton Wedemeier über das Programm der Grünen: „Arbeit muß gar nicht sein, Geld ist genug da, Steuern und Gebühren sind menschenfeindlich und unmoralisch, sämtliche Bedürfnisse befriedigt der Staat, die Welt ist schlecht.“ Und über die handelnden Grünen Personen: „Jeder versucht seine eigene Perspektive zu sichern, möglichst im öffentlichen Dienst.“
Noch ärger geht Wedemeier nur noch mit einem um, den er anscheinend wirklich nicht leiden kann: „Mit Kudella hat ein Politiker die Macht in der CDU übernommen, der es als politische Stärke betrachtet, in seiner Argumentation der Wahrheit nicht zu nahe zu kommen.“ Weil so einer aber nicht zum Vorzeigen sei, werde ein Verlegenheitskandidat nominiert, „der auch schon einmal öffentlich Bücher verbrennen wollte“, sprich: Bernd Neumann.
Und die FDP? An der hat der Bürgermeister recht wenig auszusetzen. Zwar kritisert er die Steuersenkungen für Großverdiener und Unternehmen und sieht die FDP auf der Jagd nach Beteiligung, aber das ist ja nichts Böses. Einer, der die Rede hörte, war sich sicher: „Für den Verlust der absoluten Mehrheit baut der Bürgermeister schon vor. Wedemeier setzt voll auf die FDP.“ Rosi Roland
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