Teures Öl durch Hamsterkäufe

■ Kein Grund zur Nervosität / Lieferanten haben volle Tanks / Ölpreis sinkt

“Das Öl wird so teuer, wie es der Kunde haben will.“ So äußern sich Bremer Mineralölhändler angesichts der Hamsterkäufe vieler Privatleute. Dabei könne von einer Ölknappheit gar keine Rede sein. Erst die wachsende Nachfrage der Menschen treibe den Heizölpreis nach oben.

Allein im Vergleich zum Montag muß die KundIn heute zehn bis fünfzehn Mark mehr für hundert Liter Heizöl hinblättern. Die Mannschaften der Tanklaster müssen mit Überstunden und Wochenendarbeit die gewachsene Nachfrage decken. Die Kapazitäten der Zulieferer sind voll ausgeschöpft. Ölkäufe in kleinen Mengen heizen die Situation weiter an. Bei einer Eskalation der Krise am Golf könnte eine Lawine losbrechen, befürchten einige Kenner des Ölgeschäfts.

Die Händler raten deshalb zur Ruhe und Besonnenheit. Immer wenn die Gefühle der Menschen hochgehen, sind auch die Geschäftemacher und Spekulanten sofort da, die mit solchen Ängsten ihre schnelle Mark machen wollen. Ein Bremer Mineralölhändler nimmt an, daß große Mengen von Öl im Moment noch nicht auf den Markt gebracht werden, um in ein paar Tagen mit gestiegenen Preisen einen noch besseren Schnitt machen zu können. Grund für die Labilität des Ölpreises sei auch, so war immer wieder zu hören, daß Öl offen am Markt gehandelt werde und es keine regulierenden Instrumente gäbe. Darüber müsse man sich in Zukunft jedoch Gedanken machen.

Viele Mineralölbetriebe, die an Privatleute verkaufen, versuchen jetzt auch durch intensive Beratung ihre Kundschaft zu beruhigen und so die Nachfrage wieder zu senken. „Trotzdem können wir in jeder Menge liefern. Wir haben keine Limitierung und brauchen das auch nicht einzuführen“, erklärt ein Verkäufer. Einige halten eine weitere Steigung des Preises für unmöglich, andere geben wegen der unruhigen Situation lieber keine Prognose ab. Bleibt zu hoffen, daß die Verbraucher wieder zu der in den letzten Monaten geübten Zurückhaltung zurückfinden. Seit Ausbruch des Krieges ist das Rohöl jedenfalls wieder fast so billig, wie vor dem Einmarsch in Kuwait. Volker Kölling