»Feine Pinkel habe ich nie gesehen«

■ SchülerInnen sprechen über ihre Erfahrungen während der Demonstrationstage/ Sie sind sauer über Steinwürfe und meinen auch: »Vielen wird es jetzt langweilig« INTERVIEW

Berlin. Am Rande der gestrigen Schülerdemonstration sprach die taz mit drei SchülerInnen der Robert-Koch- Schule in Kreuzberg über den Sinn und Zweck der Demonstration und den Schulboykott.

taz: Ihr demonstriert hier zum dritten Mal. Wie groß ist bei der heutigen Demonstration der Anteil der Schüler, denen es wirklich darum geht, den Krieg am Golf zu stoppen?

Schüler A (15): Das ist in den einzelnen Schulen sehr unterschiedlich. Aber bei der Demo hier sind bestimmt 30 Prozent dabei, die nur Schule schwänzen wollen. Und ein paar wollen auch Krawall mit den Bullen machen.

Bisher haben die Einsatzleiter stets die Friedlichkeit der Schüler betont.

Schüler A: Das war auch so. Aber es werden durch die vielen Tage auch immer weniger Leute. Und das wird vielen auch langweilig, weil alles ruhiger geworden ist und viel weniger Parolen gerufen werden.

Was sagst du dazu, daß ein paar Jugendliche gerade mit Steinen geworfen haben?

Schüler A: Das finde ich absolut beschissen, weil wir hier für den Frieden demonstrieren. Da kann man keine Gewaltaktionen machen. Aber wir haben keinen Einfluß auf die. Oder sollen wir uns mit denen prügeln?

Die Landesschülervertretung fordert dazu auf, in der kommenden Woche in den Schulen Projekttage über den Krieg am Golf abzuhalten. Ihr seid gegen den Krieg. Findet ihr, daß man es einfach hinnehmen sollte, daß Husseins Truppen Kuwait besetzt haben?

Schüler A: Mir geht es darum, daß Krieg nichts bringt.

Schülerin B (14): Vor allem ein »heiliger Krieg« ist totaler Schwachsinn. Krieg ist nie heilig.

Schülerin C (14): Du mußt aber auch die Religion von dem Hussein sehen.

Was soll aus Kuwait werden?

Schülerin B: Ich verstehe davon nicht viel.

Schülerin C: Hussein geht auf nichts ein.

Schüler A: Der ist total irre.

Schülerin C: Ich fände es besser, sie würden eine Nahostkonferenz machen. Daß Bush angreift, ist total unverständlich. Da werden doch alle anderen Länder mit reingezogen.

Wie verhalten sich eure Lehrer?

Schülerin B: Die meisten finden es gut, daß wir demonstrieren. Wir brauchen auch keine Entschuldigung zu bringen.

Seid ihr der Meinung, daß ihr mit den Demonstrationen etwas bewirkt?

Schüler A: Alleine nicht. Jeder müßte was dafür tun, die Gewerkschaften und die Arbeiter. Ich habe mal ein Plakat gesehen: »Und die Reichen spielen Golf«. Das trifft voll zu. Die feinen Pinkel, die Geld haben, habe ich auf den Demos nie gesehen.

Schülerin B: Ich glaube nicht, daß es viel nützt. Aber für mich selbst bringt es was, wenn viele Schüler hier sind. Man weiß, daß man nicht allein ist.

Schülerin C: Die Erwachsen denken anders als wir. Die meisten sagen, da kam nichts gegen machen. Statt dessen sitzen sie abends vor dem Fernseher und sagen: »Ach, ist das schlimm.« Interview: Plutonia Plarre