Unterm Strich - Kulturkurze

■ Schriftsteller zum Golfkrieg / PEN

Angesichts des Golfkrieges hat der deutsche Schriftsteller Martin Walser von einem „entsetzlichen Rückfall in eine Weltpolizisten-Manier“ gesprochen. „Einer ganzen Welt, die sich einig ist, hätte es gelingen müssen, einen einzelnen Staat zur Räson zu bringen“, sagte Walser gegenüber 'dpa‘. Man hätte mehr Geduld mit den Sanktionen haben müssen. Er habe bis zuletzt nicht an den Kriegsausbruch geglaubt, sondern an ein politisches Pokern. „Aber Pokern ist nur erlaubt, wenn man den Gegner kennt.“ Betroffen zeigten sich auch Christa Wolf und Stephan Hermlin. „Der Konflikt mit dem Irak war ein Testfall für die Fähigkeit der vielbeschworenen Völkergemeinschaft, auch sehr schwierigen Herausforderungen auf friedliche Weise zu begegnen“, sagte Christa Wolf. „Der Test wurde nicht bestanden, auf die Meinung der Völker wurde nicht gehört. Die unvorstellbaren Risiken für uns alle werden in Kauf genommen.“ Der katholische Theologe Hans Küng warnte vor einer Pauschalverurteilung des Islams: „Dies ist kein Krieg zwischen Christen und Muslimen. Die berechtigte Empörung über Saddam Hussein darf nicht zur Pauschalverurteilung des Islams führen. Ein Gespräch zwischen Christen, Juden und Muslimen zur Bewahrung des Weltfriedens, aber auch zur Lösung der Palästinafrage ist jetzt dringender denn je.“

In einer Reaktion auf eine Stellungnahme des israelischen PEN schloß sich das PEN-Zentrum der Bundesrepublik Deutschland bereits wenige Stunden vor Ausbruch des Golfkrieges am Mittwoch einem Aufruf der Israelis an. Das deutsche Zentrum der internationalen Schriftstellervereinigung zeige sich „solidarisch im Protest gegen die kriminelle Bedrohung, die Iraks Diktator immer wieder gegen Ihr Volk und Land“ geäußert habe, hieß es in der Erklärung. Der deutsche PEN habe immer noch gehofft, daß „ein Krieg vermieden wird, der zum Massenmord weit über die Staatsgrenzen im Nahen Osten hinaus führen kann“. Eine „mögliche Verhinderung eines solchen Völkermordes darf nicht auf Kosten der Lebensfähigkeit Israels gehen“. Der israelische PEN hatte in einem weltweiten Schreiben alle PEN-Zentren aufgefordert, sich gegen die „kriminelle Bedrohung“ zu wenden, die „unser Land trotz wiederholter Erklärung, daß es nicht aktiv in die Konfrontationen zwischen dem Aggressor und der Allianz der Nationen verwickelt ist, vernichten will“.

Die Vernichtung der Juden — Eine Auseinandersetzung mit Gewalt“, heißt eine Ausstellung, die ab heute in der Dresdner Kreuzkirche gezeigt wird. Zu sehen sind u.a. Werke von Max Weinberg, der 1935 siebenjährig aus Deutschland fliehen mußte und jetzt in Frankfurt/Main lebt, und von Barbara Greul Aschanta. Nicht zufällig werde die Ausstellung in der Kreuzkirche gezeigt — einem Gotteshaus, vor dessen Türen im Mittelalter Juden verbrannt wurden und wo seit 1988 eine Bronzetafel an die dramatischste und perverseste Erfahrung von Gewalt, die Vernichtung eines ganzen Volkes, erinnere — so Superintendent Christof Ziemer. Die Ausstellung entstand 1986/87 und war seitdem in Frankfurt/Main, Bonn, Bad Hersfeld, Berlin und Weimar-Buchenwald zu sehen. In Dresden bis 28.Februar.