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Torrejon — Spaniens Brückenkopf in den Golf

Ein Großteil der US-Flüge in den Golf wird über die spanische Militärbasis abgewickelt/ 50.000 Plastiktüten für Überreste von toten Soldaten sind auch eingetroffen/ Die Bewohner des Dorfes haben Angst/ Spaniens Friedensbewegung wächst  ■ Aus Torrejon Antje Bauer

Unweit von Madrid liegt Torrejon de Ardoz, nicht mehr Dorf, noch nicht Stadt. Neben niedrigen weißgekalkten Häuschen mit großen Dächern wurden Wohnblöcke aus Klinkern gebaut, für diejenigen Bewohner, die in in der Hauptstadt arbeiten. Torrejon ist eines der bekanntesten Kaffs Spaniens. Der Grund dafür liegt hinter dem Ort selbst, jenseits der Schnellstraße: ein großes Areal mit Kontrolltürmen und Zäunen, an denen Schilder warnen: Achtung, militärisches Gebiet, Betreten verboten. Torrejon ist eine Militärbasis „zur gemeinsamen spanisch-US- amerikanischen Nutzung“, wie es offiziell heißt. An diesem regnerischen Januartag stehen mehrere schwarze Ungetüme auf dem Flugfeld, Transportflugzeuge vom Typ Galaxy. Motoren röhren, der Lärm schwillt an, innerhalb weniger Minuten verschwindet ein Flieger im nebligen Himmel.

Seit Beginn der Golfkrise ist Bewegung in die Basis gekommen. Die spanische Tageszeitung 'El Pais‘ berichtet unter Berufung auf eine US- Militärzeitschrift, zu Beginn der Krise seien 80 Prozent der US-Flüge in den Golf über Torrejon abgewickelt worden, in den letzten Tagen immerhin noch 45 Prozent. Fast ein Zehntel aller US-Soldaten im Golf sind danach über Torrejon geflogen. Ununterbrochen, Tag und Nacht, seien in den Tagen vor dem Ausbruch des Kriegs die Flugzeuge dort eingetroffen und abgeflogen, berichten Einwohner. Der Zutritt zur Basis ist Betriebsfremden verboten, weit vor den eigentlichen Anlagen wurden Straßenhindernisse errichtet, die zum Langsamfahren zwingen, an einer Kontrollstelle stehen US-Soldaten und spanische Militärpolizei gemeinsam Wache. Man hat Angst vor Anschlägen.

Nicht nur zum Flug in den Golf, sondern auch für die Rückkehr von Toten und Verletzten soll Torrejon dienen. 50.000 Plastiktüten für die Überreste von Soldaten sind vor wenigen Tagen aus den USA hier eingetroffen, und die Regierung hat in Madrid 1.500 Krankenhausbetten für Verletzte bereitgestellt. Der Pressesprecher der Basis will der taz dazu keine Angaben machen, doch der Rotkreuzkonvoi, der in die Basis fährt, spricht seine eigene Sprache.

Den Einwohnern von Torrejon ist die militärische Nachbarschaft nicht geheuer. „Ich habe furchtbare Angst“, gesteht eine ältere Frau in der Einkaufszone, „weil die Basis hier nebenan ist. Wir sind doch viel stärker gefährdet.“ Die Läden des Dorfs zeugen von der Angst seiner Bewohner: In den Regalen für Kichererbsen, Zucker, Reis und Speiseöl herrscht gähnende Leere. Seit Tagen schon wird panikartig eingekauft.

Die Bereitstellung der Basen für US-Transporter ist der Hauptbeitrag der spanischen Regierung zum Golfkrieg — neben drei Kriegsschiffen, die außerhalb der Gefahrenzone im Roten Meer und im Persischen Golf tuckern. Dabei soll es, so Felipe Gonzalez am Donnerstag, auch bleiben. Doch diese Versicherungen stoßen auf Skepsis. Seit Beginn der Krise hat die Regierung schon zuviele Versprechen gebrochen.

So demonstrieren nun seit Tagen Schüler und Studenten in den spanischen Städten gegen den Krieg, für heute haben mehrere Gewerkschaften zu einem Streik von zwei Stunden aufgerufen. Die Regierung tut das Ihre dazu: Die Polizei wurde aufgefordert, „pseudopazifistische Gruppen“ zu überwachen, deren Aktivitäten sich gegen Staatsinteressen richten könnten.

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